Was macht die Kunst? Die Parkettschleifer von Gustave Caillebotte
Stand: 11. Mai 2025.
Was macht die Kunst? Die Parkettschleifer von Gustave Caillebotte
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Auf dem Gemälde sehen wir etwas sehr Alltägliches: Drei Handwerker schleifen in einer großbürgerlichen Pariser Wohnung ein Parkett ab. Es gibt dafür noch keine Maschinen, sie knien also auf dem Boden und hobeln den alten Anstrich mit den Händen ab. Kühles Licht fällt durch das Fenster, Späne sind aufgewirbelt. Der Maler blickt nicht aus dem Stehen von oben auf die Männer herab, sondern muss selbst in die Knie gegangen sein. So kommen uns die kräftigen Oberkörper der Arbeiter recht nah, ihre Anspannung und Konzentration wird deutlich. Die Dielen geben die Perspektive vor, die Männer bewegen sich in einem klar umrissenen Ordnungssystem.
Der Pariser Salon lehnte damals diese Würdigung handwerklicher Arbeit ab, damit war es an dem wichtigsten Ausstellungsort nicht vertreten. Den Kuratoren war das Sujet zu banal. Daraufhin initiierte Caillebotte seine eigenen Ausstellungen von dem Geld, das er von seinem Vater, einem wohlhabenden Tuchhändler, geerbt hatte. Es brauchte also erst einen reichen Maler, um den Realismus im 19. Jahrhundert voranzutreiben und damit auch die Arbeiterschaft zu würdigen. Dies taten bald auch innovative Fotografen wie Eugène Atget, der um 1900 etwa Asphaltierer auf einer Straße porträtierte.
Akademische Berufe gelten als lukrativer als handwerkliche Arbeit. Dabei können Elektriker oder Tischlerinnen in einer Metropole hohe Preise nehmen und sind oft ausgebucht. Gustave Caillebotte hat etwas für die Sichtbarkeit von Handarbeit getan und gezeigt: Mit der Hand zu arbeiten, mit Materialien umzugehen, das erfordert hohe Konzentration, ein Sich-Versenken-Können in alltägliche, ganz materielle Dinge. Sein Gemälde ist auch eine Hommage daran, dass Künstler aus dieser Tradition kommen und einst jahrhundertelang als Handarbeiter abgetan wurden.