Was macht die Kunst? Tod des Adonis von Sebastiano del Piombo
Standdatum: 28. April 2024.
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Venedigs Lagune ist bedroht, nicht nur das Salzwasser, dass die historische Bausubstanz angreift, sondern auch der Massentourismus trägt dazu bei. Die Faszination der Stadt liegt auch darin, dass man noch überall den Stolz und Kunstsinn der Venezianer aus der Zeit der Republik spüren kann. Die Stadt schmiegt sich in die Lagune, Kunst und Natur harmonierten hier noch bis ins 20. Jahrhundert hinein. Das Licht, die Farben, die Steine, alles passt zueinander. Und dieses Gesamtkunstwerk wurde nicht von Päpsten und Königen geschaffen, sondern von den Angehörigen einer freien Händlerrepublik. Venedig war immer eigensinnig, kosmopolitisch und vergleichsweise tolerant.
Ein besonderes Gemälde über Venedig stammt von Sebastiano del Piombo, der "Tod des Adonis". Er malte es nach seinem Umzug von Venedig nach Rom im frühen 16. Jahrhundert. In der Zeit malten die Venezianer am liebsten weitläufige bukolische Landschaften, also gerade nicht ihre enge und dunkle Stadt. Auch Sebastiano zeigt eine Waldlichtung. Doch sie liegt auf einer Insel gegenüber des Dogenpalastes, der neben dem Markusplatz im Hintergrund aufscheint. Sebastiano vereint Kultur und Natur auf diesem Bild. Auf der Lichtung liegt der junge, tote und sehr schöne Adonis. Ein Eber hat ihn beim Jagen getötet. Seine Geliebte, die Göttin Venus, trauert um ihn. Beistand leisten ihr ihr Söhnchen Amor, drei weitere, auch fast nackte Frauen und Gott Pan, der Flöte spielt. Die Stimmung ist melancholisch. Wie immer in Arkadien, der poetischen Gegenwelt, gibt es die Schönheit nicht ohne den Tod. Das passt auch zum heutigen Venedig: Der Verfall und die Schönheit sind beide präsent. Zu hoffen ist, dass die Schönheit siegt und die Stadt überleben wird.