Die Morgenandacht Angst und Mut

Andrea Schneider
Andrea Schneider

Die Morgenandacht Angst und Mut

"Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit". Das ist das Motto der diesjährigen Fastenaktion der Evangelischen Kirche. Pastorin Andrea Schneider spricht heute über Angst und Mut.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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"Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit". Das ist das diesjährige Thema der evangelis hen Fastenaktion. Und in dieser zweiten Fastenwoche geht es um die Angst, die einen daran hindern kann, mit positiver Leuchtkraft zu leben. Als Geübdankenanregung dazu wird heute ein Wort von Corrie ten Boom zitiert: "Mut ist die Angst, die gebetet hat." Das klingt interessant und ist vielleicht so etwas wie das Lebensmotto dieser Widerstandskämpferin im 2.Weltkrieg: "Mut ist die Angst, die gebetet hat."

Corrie ten Boom wurde 1892 in den Niederlanden geboren und ist in einer überzeugt christlichen Familie aufgewachsen.
1940, nach der deutschen Besetzung der Niederlande, als jüdische Menschen immer mehr verfolgt wurden von den Nationalsozialisten, gründete Corrie ten Boom eine Untergrundorganisation. Und im Haus der Familie, hinter ihrem Schlafzimmer, baute sie einen Verschlag, um jüdische Menschen und Widerstandskämpfer zu beherbergen. Als diplomierte Uhrmacherin – die erste in Holland – war sie auch technisch versiert und installierte in den verschiedenen Räumen des Hauses Summer, die die Verfolgten warnen konnten bei Gefahr.
Mit der Zeit wurde es immer schwieriger und risikoreicher, die versteckten Menschen zu versorgen. Aber mit Geschick und Umsicht gelang es Corrie ten Boom, viele vor der Deportation zu bewahren.

Im April 1944 wurde die Familie ten Boom von einem Spitzel verraten. Zwar fand die Gestapo im Haus keine Geflohenen, aber die ten Booms wurden verhaftet. Der Vater verstarb bald in der Haft, Corrie und ihre Schwester wurden ins KZ Ravensbrück deportiert. Auch ihre Schwester starb in der Haft, aber Corrie ten Boom überlebte das KZ.
Sie hatte eine Bibel eingeschmuggelt und versucht, mit dieser Lektüre nicht nur ihren Überlebenswillen, sondern auch den ihrer Mitgefangenen zu stärken.

Nach dem Krieg hielt Corrie ten Boom unentwegt Vorträge in Deutschland und 60 Ländern weltweit. Immer mit der Hoffnungs-Botschaft auf Versöhnung zwischen Opfern und Tätern. Als 1947 nach einem Vortrag in München ein ehemaliger KZ-Aufseher auf sie zuging und sie ihn erkannte, hatte sie die Kraft, die Bitte dieses Mannes um Vergebung anzuhören. Ja, sie sogar anzunehmen. "Mut ist die Angst, die gebetet hat." Wieviel Angst um die ihr Anvertrauten und um sich selbst muss Corrie ten Boom immer wieder zitternd durchlitten haben! Ob ihr Beten da   mehr war als ein Stöhnen, ein Klagelaut, ein Schluchzen? Es hatte Wirkung: Angst hat sich gewandelt in Mut und Kraft. Wunderbar.

Corrie ten Boom wurde von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ausgezeichnet als „Gerechte unter den Völkern“. Und 1983 endete dieses lange Leben, das in dunkler Zeit so viel Leuchtkraft hatte.

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  • Andrea Schneider

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