Die Morgenandacht Wie Trostgesten Wirkung zeigen

Andrea Grote
Andrea Grote

Die Morgenandacht Wie Trostgesten Wirkung zeigen

Was macht echten Trost aus? Dazu gehört, sich auch in schwieriger Zeit auf Gott verlassen zu können, sagt Gemeindereferentin Andrea Grote.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Was macht echten Trost aus? Dazu gehört, sich auch in schwieriger Zeit auf Gott verlassen zu können, sagt Gemeindereferentin Andrea Grote.

Am vergangenen Donnerstagvormittag hatte ich Termine in der Bremer Innenstadt und bin mit der Straßenbahn gefahren. Auf dem Rückweg sehe ich eine junge Frau mit einem Kinderwagen, im Gepäck mit einem ungefähr einjährigen Jungen an. Sie spricht die Menschen in ihrer Umgebung in der Straßenbahn an und fragt: "Ich muss zur Berliner Freiheit? Wie komme ich dahin?" Die junge Mutter wirkte etwas gestresst, sie war mir kurz schon beim Einstieg in die Bahn aufgefallen. Hilfreiche Menschen antworten prompt. "Ach, ganz einfach, die 1 Richtung Mahndorf, einfach einsteigen, Sie kommen schon an." Die Mutter nickt und blickt sich nicht gerade beruhigt in der Gegend um.

Ich muss in die gleiche Richtung fahren wie die junge Mutter. Ich spreche sie an und biete ihr meine Hilfe an. Wir steigen am Hauptbahnhof um, in die Straßenbahnlinie 1. Während wir unterwegs sind, erzählt sie mir, warum sie unterwegs ist. Sie will zu einem Facharzt, ihr kleiner Sohn hat eine schwere Entzündung am Zahn, fiebert seit Tagen. Normalerweise fahre sie immer mit dem Auto, aber das sei ja jetzt alles so teuer, deshalb würde sie jetzt das 49-Euro-Ticket nutzen. Sie wirkt müde und angespannt. Nach zehn Minuten hat der kleine Mann keine Lust mehr auf Straßenbahn fahren und macht dies offenkundig deutlich. Er weint laut und so, dass manche schon irritiert die Köpfe umdrehen.

Und seine junge Mutter: nimmt ihn in den Arm. Zeigt ihm Bäume, Autos, nimmt ihn eng an sich, kuschelt, flüstert tröstend klingende Worte in einer Sprache, die ich nicht verstehe, in sein Ohr. Der kleine Junge wird ruhiger. Irgendwann steigen die beiden aus, und ich kann den beiden nur noch alles Gute wünschen. Trostworte und Trostgesten, die ganz konkret Wirkung zeigen. Ich habe mich gefragt, ob die Mutter auch wohl jemanden zuhause hat, der sie tröstet und in den Arm nimmt, nach diesem für sie offensichtlich schweren Tag.

Was macht Trost aus? Echten Trost? Reden, Kuscheln, Heulen, Umarmung, Schulterklopfen, Zeit nehmen. Die ernst gemeinte Frage danach, wie das aktuelle Befinden ist. Gottes Nähe, sich auf ihn verlassen können in den allerschwersten Situationen. Wenn ich mir diese Situationen anschaue, ist Trost etwas, zu dem ein Zweiter gehört. Eine Person, die zuhört, die zum Kuscheln in den Arm nimmt, die umarmt, die nachfragt, die einfach da ist. All diese Gesten, all das Verhalten nimmt das, was da ist, ernst. Die Sorge, Trauer, Verzweiflung, wird in all dem, was da ist, ernst genommen. Kein Beschwichtigen, kein Wegreden, kein Abtun, sondern Hinwendung, Anschauen und Mittragen.

Autor/Autorin

  • Andrea Grote

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