Die Morgenandacht Wie Oscar Jesus kennenlernt

Andrea Grote
Andrea Grote

Die Morgenandacht Wie Oscar Jesus kennenlernt

Eine neue Sichtweise auf Jesus hat Gemeindereferentin Andrea Grote beim Lesen eines Romans bekommen, und sie musste kurz schmunzeln.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

Informationen zum Audio

Eine neue Sichtweise auf Jesus hat Gemeindereferentin Andrea Grote beim Lesen eines Romans bekommen, und sie musste kurz schmunzeln.

Mit Kindern in die Kirche zu gehen, ist oft ein spannendes Erlebnis. Weil die Kinder mit ihrem ganz eigenen Blick mich Dinge neu sehen lassen. Weil sie Fragen stellen, auf die ich nie kommen würde. Schon oft durfte ich mit Kindergarten-Kindern den Kirchenraum entdecken. Sie dürfen dann mit einem Helium-Ballon die Höhe des Kirchraums vermessen, hören, wie ihre Stimme im Kirchraum ganz lange klingt und sie dürfen viele Fragen stellen.

Ein Punkt ihrer Fragen ist natürlich immer wieder das Kreuz und bei uns in der katholischen Kirche der Corpus von Jesus am Kreuz. Manche Kinder stimmt dieser Anblick traurig. Manche lassen aber auch ihren eigenen Gedanken freien Lauf. Und fragen und fragen, bis sie verstanden haben. Sie wollen die Geschichte von Jesus hören, warum Menschen entschieden, dass er sterben soll. Sie fragen, ob die Menschen denn nicht gewusst haben, dass Jesus ganz viel Gutes für Kranke und Arme und Hungrige getan hat. Aber sie scheinen auch zu verstehen, dass es eben nicht bei diesem Jesus am Kreuz bleibt. Dass sein Weg weitergeht, denn sonst hätte er heute nicht diese Bedeutung für uns.

Eine noch andere Sichtweise bekam ich beim Lesen eines Romans. Dort heißt es: "Ich habe natürlich einen Riesenschreck bekommen, als ich Dich dort hängen sah, als ich Dich in diesem Zustand gesehen habe, fast nackt, ganz mager an Deinem Kreuz, überall Wunden, die Stirn voller Blut durch die Dornen, und der Kopf, der Dir nicht mal mehr gerade auf den Schultern saß. Das hat mich an mich selbst erinnert. Ich war empört. Wär ich der liebe Gott, wie Du, ich hätte mir das nicht gefallen lassen." (Eric-Emmanuel Schmitt: Oskar und die Dame in Rosa. Übersetzung: Annette und Paul Bäcker. Amman Verlag, Zürich 2003, S.63f.)

Das sagt Oscar, der kleine Protagonist aus Eric-Emmaunel Schmitts Roman "Oscar und die Dame in Rosa" zu Jesus, der in der Kapelle des Krankenhauses, in dem Oscar Patient ist, am Kreuz hängt. Beim Lesen des Romans musste ich an dieser Stelle kurz schmunzeln. Oscar, an Krebs erkrankt, nur noch wenige Lebenstage vor sich, lernt Jesus kennen. Und ist erst einmal wenig begeistert vom Antlitz des leidenden Jesus. Oma Rosa, eine alte Dame, die Oscar in seinen letzten Lebenstagen begleitet, gibt ihm eine neue Sichtweise mit auf den Weg: "Denk nach Oskar. Wem fühlst du dich näher? Einem Gott, der nichts fühlt, oder einem Gott, der Schmerzen hat?" (Eric-Emmanuel Schmitt: Oskar und die Dame in Rosa. Übersetzung: Annette und Paul Bäcker. Amman Verlag, Zürich 2003, S.64.)

Den Jüngern wird in der Bibel eine ähnliche Frage gestellt. Für wen haltet ihr mich? Wem fühlst Du Dich nahe? Jesus, dem Prediger, dem Propheten, dem Träumer, dem Messias, dem Christus? Ich gebe diese Frage heute Morgen mal weiter und frage selbst: Für wen halten Sie Jesus?

Autor/Autorin

  • Andrea Grote

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Die Nacht

Die Nacht

Jetzt läuft:

Adrian Crowley Golden Palominos
  • Jetzt läuft:

    Adrian Crowley Golden Palominos