Die Morgenandacht Was bedeutet es, ein Ally zu sein?

Wir können bessere Verbündete sein, wenn wir uns selbst dabei stützen, stärken und ermutigen, sagt Gemeindereferentin Andrea Grote.

Am Sonntagnachmittag sitze ich mit meinen Freundinnen auf dem Balkon und trinke Kaffee. Und wir kommen beim Kaffee von einem aufs nächste Thema. Irgendwann landen wir bei der Frage, wie wir mehr und besser Verbündete sein können, für andere. Dieses Verbündet-sein hat heute einen Begriff: Ally-Sein. In einer Welt, die von Vielfalt geprägt ist, braucht es ein Füreinander-einsetzen, Verbündete für diejenigen zu sein, die aufgrund ihrer Identität Diskriminierung erfahren.

Was bedeutet es, ein Ally zu sein? Es bedeutet, dass ich mir bewusstmache, dass ich Privilegien habe und diese zu nutzen, um diejenigen zu unterstützen, die nicht die gleichen Privilegien genießen. Es bedeutet, dass ich mich aktiv gegen Diskriminierung einsetze – sei es aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Behinderung oder anderer Merkmale. Als Ally habe ich die Verantwortung, zuzuhören, zu lernen und meine Stimmen zu erheben, wenn Ungerechtigkeit geschieht: im Privaten, im Freundeskreis, aber auch gesamtgesellschaftlich.

Das Ally-Sein ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein fortlaufender Prozess. Es erfordert Selbstreflexion, den Mut, Fehler zuzugeben und das Engagement, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Es ist ein Weg. Ein langer Weg. Vielleicht würde es zu weit führen, Jesus als Ally zu bezeichnen.

Aber seine Haltung, Menschen zu begegnen und sich für die am Rand Stehenden einzusetzen, das darf dann doch als unterstützend und Grenzen überwindend verstanden werden. Wenn er am Sabbat, dem Tag, an dem gesetzliche Ruhe vorgeschrieben ist, Menschen heilt. Wenn er die von der Gesellschaft verstoßene Ehebrecherin wieder in die Mitte stellt und wieder zum Teil der Gemeinschaft werden lässt.
Beim Kaffee waren wir uns einig: Wir können bessere Verbündete sein, wenn wir uns selbst dabei stützen, stärken und ermutigen.