Die Morgenandacht Johannes der Täufer

Andreas Egbers-Nankemann

Die Morgenandacht Johannes der Täufer

Ein wilder Mann wie Johannes der Täufer kann ein Vorbild sein und ermutigen, sich einem größeren Sinn anzuvertrauen, findet Andreas Egbers-Nankemann.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Noch genau sechs Monate bis Heiligabend. In einem halben Jahr feiern wir Weihnachten; für die Christen das Fest der Geburt Jesu. Und heute, sechs Monate vorher, feiert die Kirche die Geburt von Johannes dem Täufer. Neben Jesus und seiner Mutter Maria ist Johannes die einzige biblische Gestalt, dessen Geburtstag gefeiert wird. Hieran zeigt sich seine besondere Bedeutung. Johannes der Täufer und Jesus sind einfach sehr eng miteinander verbunden. Auch die Ereignisse im Vorfeld der Geburt sind in beiden Fällen außergewöhnlich; gerade der Evangelist Lukas erzählt die Geschichten ausführlich und verknüpft sie miteinander.

Anschließend ist über das Leben von Johannes dem Täufer bis zu seinem 30. Lebensjahr, ähnlich wie bei Jesus, wenig geschrieben. Mit Anfang 30 macht er sich auf in die Wüste und lebt dort als Asket, trägt ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften. Er isst Heuschrecken und wilden Honig (Mk 1, 6), was an den großen Propheten des Judentums Elija erinnert. Er verkündet am Jordan das Kommen des von den Juden ersehnten Messias, vollzieht zur Vorbereitung hierauf die Bußtaufe mit Wasser als Symbol für die Rettung im kommenden Weltgericht und versammelt eine Schar von Anhängern um sich. Johannes schickt seine Jünger zu Jesus mit dem Hinweis: "Seht, das Lamm Gottes" (Joh 1,36).

Weil er offen die zweite Heirat von König Herodes Antipas anprangert, lässt dieser Johannes ins Gefängnis werfen und später enthaupten. In der Männerseelsorge wird Johannes der Täufer gern als der "wilde Mann" herausgestellt: Johannes lebt äußerst bescheiden, kleidet sich extrem einfach, kennt keine Kompromisse. Er mahnt, prangert Unrecht an und tritt entschlossen für die Wahrheit ein. So jemand wie Johannes geht keinen geraden, einfachen Weg. Sein Weg führt durch Verlassenheit, durch Dunkelheit und Anfeindung. Der wilde Mann ist ein Kämpfer, ein Krieger, der sich einzig seiner Gottheit und seinem Gewissen verpflichtet fühlt. Er will kein Star sein und sucht auch nicht den persönlichen Ruhm. Er stellt sich in den Dienst des Größeren.

In Demut verweist Johannes auf Jesus, der die Rettung bringt. Das strahlt aus, fasziniert, lädt ein zum Mitgehen. So verlässt der Asket die Einsamkeit der Wüste, öffnet sich für Gleichgesinnte und teilt seine existentiellen, spirituellen Erfahrungen. Gerade heute kann eine solche Gestalt, ein wilder Mann wie Johannes der Täufer Vorbild sein und ermutigen, sich einem größeren Sinn anzuvertrauen.


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  • Andreas Egbers-Nankemann

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