In der Ausstellung So kreativ ist die Kunst dieser Bremer Nachwuchstalente

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Porträt von Patrick Peljhan
Patrick Peljhan bekommt den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst. Bild: Bernadette Haffke

Der Bremer Förderpreis für Bildende Kunst wird seit 1977 jährlich an Bremer Nachwuchskünstlerin vergeben. In diesem Jahr kann sich Patrick Peljhan über 6.000 Euro Preisgeld freuen. Die Werke aller zwölf Nominierten sind in einer gemeinsamen Ausstellung in der Städtischen Galerie zu sehen.

In seiner Videoarbeit nimmt Patrick Peljhan uns mit in seine Kindheit in die 1990er Jahre, zum Beispiel zu einem Besuch bei den Großeltern in Kroatien und in Polen, festgehalten auf alten Familienvideos. Dazwischen immer wieder Texte über das Erinnern. Kleine Ein-Strich-Umrisszeichnungen kommentieren und trennen die Filmszenen. und hängen zusätzlich als blau-weiße Bilder an der Wand. Für Peljhan sind Erinnerungen "eine Suche oder eine Form von einer eigenen Kultur."

Installation "Memory Blue" von Patrick Peljhan
Installation "Memory Blue" des Förderpreisträgers Patrick Peljhan. Bild: Bernadette Haffke
Installation von Rebekka Kronsteiner
Installation von Rebekka Kronsteiner, pull I - VI und Leerstellen, 2022. Objekte aus Stearin, Paraffin, Pigment, Dochte und Alurahmen. Bild: Bernadette Haffke

Ein Stück Familiengeschichte zeigt auch Ricardo Nunes. Er hat während der Pandemie Screenshots von Videoanrufe mit seinen Eltern in Portugal aufgenommen. Seine Mutter starb in der Zeit – er hat auch die Trauer dokumentiert. Hunderte von Fotos im Handyformat bilden nebeneinander eine lange Linie. Wie ein Wegweiser führt diese direkt zu Rebekka Kronsteiners Wachsinstallation in den nächsten Raum. Schwere Sockelfüße von mobilen Straßenschildern hat sie aus rosa Wachs als wuchtige Kerzen nachgebaut. Am Ende der Ausstellung werden die Gebilde abgebrannt sein. So vergänglich kann Kunst sein.

Installation "Royal Flush" von Laura Pientka
Die Installation "Royal Flush" von Laura Pientka. Bild: Bernadette Haffke

Der Künstler Ul Seo hat seine Hautfarbe inklusive Muttermale als Pantonefarbe, der berühmten Druckfarbe, errechnet. Herausgekommen ist Farbton 479 C. Eine mannshohe Papierrolle steht nun da in diesem Farbton und kommentiert still alle Debatten über Hautfarben. Laura Pientka hat einen überdimensionierten Dickdarm aus Keramik gebaut und vergoldet. Aus seinem unteren Ende tropft Schokolade in ein großes Becken, ein industrielles Schokoladentemperiergerät. Wer sich von naheliegenden Assoziationen nicht den Appetit verderben lässt, kann Erdbeeren oder Weintrauben auf Holzspießchen in die braune Soße tunken.

Vielfältig, nachdenklich und originell

Die junge Bremer Kunstszene zeigt sich vielfältig, nachdenklich und originell. Klassische Malerei oder Skulpturen findet man in der Ausstellung nicht. Schokolade, Wachs, Leinwand, Fotos – die überregionale Jury hat sich für die Videoinstallation von Patrick Peljhan entschieden. Patrick Peljhan freut über seinen ersten Preis und die Anerkennung, weil die Auseinandersetzung mit dem Kunstmarkt und der Kunstszene immer schwierig sei und man nicht wisse, inwieweit man dazu gehöre.

Die Ausstellung läuft vom 11. Februar bis zum 9. April 2023.
Der Förderpreis für Bildende Kunst wird Samstag, 11. Februar um 19 Uhr in der Städtischen Galerie am Buntentorsteinweg 112, übergeben.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 11. Februar 2023, 09:50 Uhr

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Der Morgen mit Anja Goerz

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