In der Ausstellung Monet bis van Gogh – hochkarätige Geburtstagsgäste in der Kunsthalle

Blick auf die glanzvolle Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts

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Vincent van Gogh, "Mohnfeld", 1889
Ein Highlight der Ausstellung: Vincent van Goghs "Mohnfeld" von 1889. Bild: Kunsthalle Bremen

Der Kunstverein in Bremen, der als privater Träger die Kunsthalle Bremen betreibt, feiert im November seinen 200. Geburtstag. Auf der Gästeliste stehen große Namen der Kunstgeschichte: "Geburtstagsgäste: Monet bis van Gogh" – so heißt die Sonderausstellung mit internationalen Leihgaben, die ab dem 7. Oktober zu sehen ist.

Degas Tänzerin in anmutiger Drehung im Profil, Monets Sohn Jean vom Vater in der Wiege gemalt unter rotgeblümter Decke und mit weißer Mütze, Renoirs rosa blühender Kastanienbaum am Flussufer. Degas und Courbet, Renoir und van Gogh, Monet und Manet – zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ihre inzwischen unerschwingliche Kunst noch bezahlbar. Und Gustav Pauli, der erste Direktor der Kunsthalle Bremen bezahlte gern dafür. Die neue Ausstellung würdigt Paulis fortschrittliche Einkaufsstrategie, sagt die Kuratorin der Ausstellung Dorothee Hansen: "Er hatte eine klare Vision, wie die Kunsthalle sich entwickeln sollte und er kaufte Werke der deutschen und französischen Impressionisten, das war damals sehr fortschrittlich."

Allerdings war diese Kunst auch höchst umstritten. Moderne Ästhetik gegen konservativ nationalistischen Geschmack. In Bremen war der Historienmaler Arthur Fitger Paulis größter Gegner, Fitger schrieb auch Kunstkritiken für die Bremer Nachrichten.

Gustav Pauli musste sich aber nicht nur gegen lokale Widerstände durchsetzen. Als er das "Mohnfeld" von van Gogh kaufte, gab es sogar einen deutschlandweiten Eklat, sagt Kunsthallendirektor Christoph Grunenberg: "Das ist unser wichtigstes Bild. Das war absolut visionär. Ein wunderbares Werk, aber damals war es eben noch modern. Es war teuer, er wurde von den lokalen Künstlern angegriffen, vom nationalen Feuilleton, und trotzdem hat er diesen Wirbel überstanden und wir sind natürlich sehr froh, dass er dieses Bild gekauft hat."

Ein wunderbares Werk

Christop Grunenberg der Direktor der Bremer Kunsthalle im Muesumsraum in Bilbao.
Christoph Grunenberg, Kunsthallendirektor über das Gemälde "Mohnfeld" von van Gogh.

Gustav Pauli fand aber auch finanzkräftige Unterstützer in Bremen. Bremer Kaufleute, die – inspiriert und beraten von Gustav Pauli – selbst die damals moderne Kunst kauften und sammelten, weiß die Kuratorin Dorothee Hansen: "Leopold Biermann zum Beispiel, der nun anfing, Werke der deutschen und französischen Impressionisten zu kaufen. Und er hat sich mit Pauli auch ziemlich gut abgestimmt. Wir haben ein bedeutendes großes Bild von Renoir und das hängt nun neben unserem Monet und Manet. Das sieht so aus als wäre das aus einem Guss, so muss das im Museum sein."

Werke des Impressionismus

Die Ausstellung zeigt 70 Werke vom frühen Impressionismus bis zum Post-Impressionismus. Über jedem Bild steht, wann und von wem es zum ersten Mal erworben wurde. Manchmal waren Gustav Paulis Kollegen in München oder Hamburg schneller beim Bilderkauf oder mutiger. Oder eben Bremer Sammler. Mutig agierte auch eine zu Unrecht vergessene Bremer Sammlerin, Meta Schütte, die Ehefrau von Franz Schütte. Aus ihrer Sammlung stammt beispielsweise das Bild "Die Wiege" von Claude Monet, das jetzt auch in der Ausstellung zu sehen ist.

Hochkarätige Bilder bis Februar in der Kunsthalle

Viele Gemälde der Ausstellung hingen früher in den Wohnungen der Bremer Sammlerfamilien über der Chaiselongue oder über dem Esstisch, wie historische Fotos zeigen. Später wurden sie in der ganzen Welt verstreut. Weltkriege und Wirtschaftskrise mögen Schuld gewesen sein. Zum runden Jubiläum des Kunstvereins kommen sie jetzt als Geburtstagsgäste zurück aus Berlin und Dresden, New York und Winterthur, Amsterdam und Washington. Und freuen sich sicher über viele Besucher und Besucherinnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 6. Oktober 2023, 08:36 Uhr

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