In der Ausstellung Beeindruckende Skulpturen im Bremer Gerhard-Marcks-Haus

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Plastik von Dietrich Heller in der Ausstellung "Ungebremst" im Gerhard Marcks Haus in Bremen
Dietrich Hellers Skulpturen sind abstrakt und figürlich zugleich. Bild: VG-Bildkunst, Bonn 2022

Die Skulpturen des Bremer Bildhauers Dietrich Heller sind echte Schwergewichte aus Marmor, Travertin und Kalkstein. Es sind Figuren mit einer ganz besondere Dynamik. Zu sehen sind sie ab dem 31. Juli in der Ausstellung "Ungebremst" im Gerhard-Marcks-Haus.

Dietrich Heller hat sich bei einem Besuch in der Sixtinischen Kapelle in Rom inspirieren lassen. Die Fresken Michelangelos und die perspektivisch gemalten Figuren im Deckengewölbe faszinierten den Bildhauer: "Die sind mir buchstäblich entgegen gerutscht. Die sind auf mich zugeflogen. Und das ist es, was mich in meiner Bildhauerei schon länger rumtreibt."

Plastik von Dietrich Heller in der Ausstellung "Ungebremst" im Gerhard Marcks Haus in Bremen
Eine von zwölf Skulpturen von Friedrich Heller im Gerhard-Marcks-Haus. Bild: VG-Bildkunst, Bonn 2022

Michelangelos räumliche Malerei mit großer Tiefenwirkung und seine zwölf Sibyllen und Propheten in der Sixtinischen Kapelle dienen Dietrich Heller also als Vorbild. Sechs Jahre lang hat er an seinen Skulpturen gearbeitet, hat sie aus Marmor oder anderem Kalkstein herausgeklopft, -gebohrt, -gemeißelt. Herausgekommen sind zwölf Skulpturen, ungefähr ein Meter hoch, dabei sehr voluminös und eher abstrakt. Es ging es ihm natürlich nicht darum, Michelangelos Renaissance Bilder dreidimensional zu kopieren, sondern um die Frage der Perspektive und wie sich diese Tiefenwirkung der Renaissance-Bilder heute als Skulptur umsetzen lässt.

Der schwere Stein wirkt bei allen diesen Skulpturen, als wäre er unglaublich leicht formbar – wie gefaltet, geknickt, gebogen, geschmolzen. Heller spielt mit Neigungswinkeln und Fluchtpunkten. Die Skulpturen sehen durch ihre verzerrten Perspektiven unglaublich dynamisch aus – als wären sie in Bewegung und kämen direkt auf einen zu. Ergänzt wird die Ausstellung durch Skizzen zu den jeweiligen Werken und durch Fotos von Michelangelos zwölf Sibyllen und Propheten.

Plastik von Dietrich Heller in der Ausstellung "Ungebremst" im Gerhard Marcks Haus in Bremen
Für die Skulpturen nach dem Vorbild Michelangelos arbeitete Friedrich Heller sechs Jahre lang. Bild: VG-Bildkunst, Bonn 2022

Die steinernen Propheten und Sibyllen von Heller wirken geradezu lebendig in ihren unterschiedlichen Farben, von strahlend weißem Carrara-Marmor bis zum roten Travertin. Da streicht man nicht nur andächtig drum herum, sondern die Dynamik der Figuren springt einen richtig an. Michelangelos Sibyllen und Propheten in der Sixtinischen Kapelle haben in ihre Zukunft geblickt, auf Jesu Geburt. Und auch Dietrich Hellers Geschöpfe verweisen auf eine Form von Zukunft. "Ich glaube, wenn man diesen Skulpturen begegnet, dann kommt man vielleicht zu sich selber und dann schafft man die Zukunft", sagt Friedrich Heller.

Bildende Kunst als wuchtige Selbsterfahrung. Das ist der Anspruch im Gerhard-Marcks-Haus mit der Ausstellung "Dietrich Heller. Ungebremst". Wer also nicht nach Rom pilgern möchte zu den Vorbildern für diese Ausstellung in der Sixtinischen Kapelle, findet hier in Bremen eine sehr interessante Variante.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 29. Juli 2022, 10:10 Uhr

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