In der Ausstellung Plakatkunst-Schau zeigt die reiche Formensprache des Jugendstils

100 Werke in 9 Räumen

Autor/Autorin

  • Helgard Füchsel
Alfons Mucha, Bières de la Meuse, um 1897
Hier zu sehen ist: Alfons Mucha, Bières de la Meuse, um 1897. Bild: Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg | Sven Adelaide

Zarte Ranken, organische Formen, verschlungene Linien und exotisch anmutende Körper die Ausstellung "Grands Boulevards Plakatkunst des Jugendstils" im Oldenburger Schloss präsentiert Werke bedeutender Plakatkünstler des Jugendstils.

Plakaten auf Papier wurden in der Zeit des Jugendstils um 1900 meist kein besonderer Wert zugemessen. Trotzdem haben etliche von ihnen den Weg in die Sammlung des Oldenburger Landesmuseums gefunden. Eine junge Frau auf einem Plakat trägt riesige Mohnblüten und gelbe Weizenähren auf dem Kopf. Ihre langen Haare umspielen ihre Hüften wie die Ranken einer Pflanze. Sie hält einen Bierkrug in der Hand. Sogar der Schaum auf dem Getränk wirkt wie ein lebendiges Gewächs. Eine Bierwerbung aus dem Jugendstil. Kuratorin Kathleen Löwe versetzt die Besucher des Oldenburger Schlosses in die Zeit um 1900: "Mir war wichtig, dass die Besuchenden das Gefühl haben, hier langzuflanieren. Dass man hier auch ein bisschen das Gefühl bekommt, auf einem Grand Boulevard zu sein."

Plakatmotive berichten vom Ausdruck der Freiheit

Die großen Prachtstraßen in Metropolen wie Paris, New York oder München erinnerten damals an Kunstausstellungen unter freiem Himmel, sagt der Museumsdirektor Rainer Stamm. Der Stil mit den organischen Formen, zarten Ranken und wirbelnden Linien sei damals wie heute beliebt: "Damals war es eine Befreiung, sich nicht mehr an dem klassischen Formenkanon der Kunstgeschichte zu orientieren, sondern in Blüten, in Kleidern, in Bewegung überhaupt, neue unverbrauchte Formen zu finden und zu entdecken."

Farben- und Formenreichtum – eine kulturgeschichtliche Entdeckung

Thomas Theodor Heine, Simplicissimus, 1896
Thomas Theodor Heine, Simplicissimus, 1896. Bild: Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg | Sven Adelaide

Zunächst war eine kleine Kabinettausstellung geplant, mit einigen Plakaten in zwei Räumen. Dann aber kamen rund 100 Werke zusammen, die jetzt auf neun Räume nach Themen geordnet verteilt sind, sagt Rainer Stamm: "Als wir die Bestände gesichtet haben, ist uns allen noch einmal klar geworden, was für eine exzellente, auch international bedeutende Plakatsammlung wir hier in Oldenburg haben." Darunter sind berühmte Künstler wie Alfons Mucha. Seine Grafik der Schauspielerin Sarah Bernhardt als Kameliendame wurde weltbekannt. Die Pariserin verwendete das aufwändig ornamentierte Plakat auf ihren Amerikatourneen. Andere Plakate in der Schau preisen Konsumartikel an: Tabakwaren, Kaffee, oder Zeitschriften. Die Produkte rücken vor lauter Verzierungen teils in den Hintergrund.

Das Fahrrad als Motiv der Emanzipation

Eugène Grasset, Le Trèfle à 4 Feuilles Cycles & Automobiles, vor 1897
Eugène Grasset, Le Trèfle à 4 Feuilles Cycles & Automobiles, vor 1897. Bild: Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg | Sven Adelaide

Etwas Besonderes ist die Werbung für Fahrräder. Denn auf diesen Plakaten radeln Frauen, betont die Kuratorin: "Es war wie ein Befreiungsschlag auch für die Frau. Sie konnte mobil sein. Sie konnte mit dem Fahrrad losradeln und das bewerben auch verschiedene Plakate." Das Kaiser-Fahrrad etwa, auf dem immer auch eine fröhliche, junge Frau zu sehen ist.

"Grands Boulevards – Plakatkunst des Jugendstils" zeigt eine fröhliche Kunst, die Lebensfreude vermittelt und mitunter bei den Besucherinnen und Besuchern auch Erinnerungen weckt.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 23. Oktober 2022, 08:20 Uhr

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