Die Morgenandacht Mit Segen mich beschütte

Wolkenhimmel, dahinter Lichtstrahl

Die Morgenandacht Mit Segen mich beschütte

"Mit Segen mich beschütte" – Beim Wandern geistert Pastorin Inge Kuschnerus ein Lied durch den Kopf, das auf einmal für sie eine ganz neue Bedeutung bekommt.

Bild: Pixabay

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"Mit Segen mich beschütte" – Beim Wandern geistert Pastorin Inge Kuschnerus ein Lied durch den Kopf, das auf einmal für sie eine ganz neue Bedeutung bekommt.

Im Wald, beim Wandern, da laufen nicht nur die Beine. Auch meine Gedanken geraten in Fluss. Sie schweben freigelassen durch meinen Sinn. Und dann fällt mir auf einmal ein Lied ein. Es ist von Paul Gerhardt. Der hat viele Lieder gedichtet, die heute, nach 350 Jahren, noch gesungen werden. Der Vers, der beim Wandern auf einmal da ist, geht so:

"Mit Segen mich beschütte, mein Herz sei deine Hütte, dein Wort sei meine Speise, bis ich gen Himmel reise." Während ich gehe, wiederholt mein Geist diese Worte immer wieder im Rhythmus der Schritte. Das geschieht ganz von selbst. Sie werden zum Mantra, das Gehen zur Meditation. Die Bäume, das Grün, der Weg – all das wird zum lichten Hintergrund meiner Gedanken.

"Mit Segen mich beschütte" Ich finde das toll, wie unbescheiden da gebetet wird. Beschüttet werden mit Segen. Warum eigentlich nicht? Eigentlich möchte ich das auch: gesegnet werden und zwar so richtig, so dass ich es immer wieder fühlen kann – auch zuhause, wenn der Alltag wieder da ist, die Müdigkeit, die Anforderungen. "Mit Segen mich beschütte!" Ich bitte darum!

Der Beter im Lied bietet aber auch etwas an. Das eigene Herz als Hütte für den großen Gott. Der hat ja schließlich klar gemacht, dass er bei den Menschen wohnen will und dafür braucht er keine Paläste. Unser alltägliches Herz ist gut genug für ihn. Vielleicht braucht es nur ein Stück Bereitschaft und einen Moment der Andacht, um ihm die Tür zu öffnen.

Und dann haben wir ja noch sein Wort. "Dein Wort sei meine Speise…" Darüber denke ich beim Wandern etwas länger nach. Es gibt Worte, die sind wie Speise. Sie ernähren die Seele, sie halten uns bei Kräften. Worte, die tun, was sie sagen, die aufrichten, trösten und ermutigen. Die sind so wichtig, wie das tägliche Brot.

Ich glaube, Paul Gerhardt reicht da im Grunde ein einziges Wort: Gottes Ja zum Menschen. Damit lässt es sich leben. Gottes Ja nährt mich, wenn ich es mal schwer habe mit mir selbst. Es richtet mich auf, wenn ich mich frage wohin der Weg mich führt. Es tröstet mich, wenn ich klar kommen muss. Gott sagt Ja, er nimmt uns an. Das ist sein Wort an uns. 

Beim Wandern, im Rhythmus meiner Schritte, bete ich: "Dein Wort sei meine Speise, bis ich zum Himmel reise." 

Autor/Autorin

  • Pastorin Inge Kuschnerus

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Der Sonntagmorgen mit Hendrik Plaß

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