Die Morgenandacht Das fünfte Evangelium
Standdatum: 2. Mai 2023.
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"Das Leben eines jeden Christen ist eine Art fünftes Evangelium", steht auf einer Karte in meinem Büro. Die Aussage irritierte mich zunächst immer, dachte ich doch bislang, wir hätten (nur) vier Evangelien. Doch dann kam ich ins Grübeln. Menschen in die Nachfolge Jesu zu rufen, das ist die Aufgabe der vier Evangelien seit 2000 Jahren. Wenn das gelingt, dann schreiben tatsächlich Christinnen und Christen die Evangelien weiter und es entsteht eine Art fünftes Evangelium.
Auf mich bezogen heißt das: Mein Leben ist das fünfte Evangelium. Darin zeige ich, was ich von Jesus gehört, verstanden und weitergegeben habe. Wie es meine Art ist, meinen Glauben zu bezeugen. Wann habe ich vom Glauben Feuer gefangen? Wo habe ich mich als Christ bewährt? In welcher Situation habe ich versagt? Wo war Umkehr erforderlich? Und nicht zuletzt: In welchen Krisen ist mein Glaube gewachsen? Bleibt meine Hoffnung unerschütterlich bestehen, einmal in die Liebe Gottes hinein zu sterben, um dann bei ihm ewig zu leben?
Das fünfte Evangelium meines Lebens ist nicht bindend für andere, schon gar nicht für die Kirche. Im Gegensatz zur Bibel entsteht keine neue Richtschnur. Aber als eine konkrete Form, als Christ zu leben – so möchte sich mein fünftes Evangelium dann doch verstehen. Es entsteht seit über 53 Jahren – Kapitel für Kapitel. Ich bin selbst erstaunt, wie umfangreich das wird mit den Jahren. Ich habe mich verändert, auch mein Glaube ist ein anderer. Ich lasse aber auch alte, frühe Texte stehen. Ich möchte mein Leben, mein Glaubensleben, nicht umschreiben.
Ich glaube daran, dass ich mein Leben einmal vor Gott ausbreiten werde. Mein Leben, als mein fünftes Evangelium. Dann muss ich nicht mehr viel sagen. Ich überreiche ihm mein fünftes Evangelium, die einzige Ausgabe, die es davon gibt. Und Gott antwortet vielleicht: Ich weiß.