Die Morgenandacht Gandhi – ein gewaltfreier Revolutionär

Klaus Hagedorn
Klaus Hagedorn

Die Morgenandacht Gandhi – ein gewaltfreier Revolutionär

Zum "Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit" erinnert der Theologe Klaus Hagedorn an Mahatma Gandhi und an die Gemeinsamkeiten des Pazifisten mit der Botschaft Jesu.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Heute ist der "Internationale Tag der Gewaltlosigkeit". Die Vereinten Nationen haben ihn 2007 beschlossen. Und sie haben diesen Gedenktag elegt auf den Geburtstag von Mahatma Gandhi. Gandhi wurde am 2. Oktober 1869 geboren. Am 30. Januar 1948, gut 78-jährig, wurde dieser gewaltfreie Revolutionär in seinem Heimatland ermordet. Schon zu Lebzeiten verliehen ihm seine Anhänger den Ehrentitel "Mahatma", das bedeutet "Große Seele".
Für mich als Christ ist dieser weltweite Gedenktag auch eine Schnittfläche mit der Botschaft des Jesus von Nazareth, dem wir die Bergpredigt verdanken. Ich lasse mir durch ihn zusprechen, dass es jenseits aller Gewalt und jenseits reiner Passivität und Resignation eine Alternative gibt, die aktive Gewaltfreiheit heißt. Und sie ist die Form der Friedensarbeit, zu der ich mich durch den Nazarener aufgerufen sehe. Gandhi hat die Bergpredigt in seiner Londoner Studienzeit entdeckt und soll in ihr zeitlebens gelesen haben.

"Ich glaube nicht an Gewalt!" Wenn man – ohne von Gandhi viel zu wissen – nur einen Satz mit ihm verbinden müsste, wäre es wohl dieser.Der indische Rechtsanwalt Gandhi war Widerstandskämpfer, Asket und Pazifist. Er wird zu Recht verehrt für die konsequente Umsetzung und weltweite Verbreitung eines gewaltfreien Wirkkonzepts von Gerechtigkeit. Sehr bekannt wurde sein 'Salzmarsch' von 1930, mit dem er die britische Besatzungsmacht moralisch diskreditierte. Diese spektakuläre Kampagne führte letztlich zur Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien. Gandhi benutzte für seine gewaltfreien Aktionen einen Begriff, der aus dem Sanskrit stammt: "Satyāgraha". Er ist eine von ihm erdachte Zusammensetzung zweier Wörter: 'satya' – 'Wahrheit' und: 'ā-graha' – ‘beharrlich, ja hartnäckig an etwas festhalten'. Damit ist sein Grundimpuls umschrieben: das "Festhalten an der Wahrheit". Darum heißt Satyāgraha auch "Kraft der Wahrheit".

Gandhi ist überzeugt: das Streben nach Wahrheit erlaubt es nicht, einem Gegner Gewalt anzutun; es braucht immer Geduld und Mitgefühl, um ihn von seinem Irrtum abzubringen. Für Gandhi ist Satyāgraha eine Waffe für die Stärksten. Er meint mit den "Stärksten" diejenigen, die die Anwendung von Gewalt in jeder Form ausschließen. Wer das praktiziert, so sagt er, kennt keine Niederlage; unermüdlich ringt er für die Wahrheit und nimmt sogar persönliche Nachteile hin. Er beleidigt nie seine Gegner, wendet sich durch ruhige Argumente an deren Vernunft und appelliert durch den Einsatz seines Lebens auch an deren Herz. Es gilt, die "Seelenkraft" zu spüren, das heißt die dem Menschen innewohnende Gewissheit zu entdecken, dass der Tod nicht das Ende bedeutet.

Hören wir Gandhi mit seinen eigenen Worten: "Zu sagen, Gewaltlosigkeit ist unmöglich, nur weil sie schwierig ist, entspricht nicht unserer Erfahrung. Unmögliches wird doch ständig möglich. Wir bestaunen die unglaublichsten Entwicklungen auf dem Gebiet der Gewalt. Aber ich behaupte, dass uns noch viel mehr ungeahnte und scheinbar unmögliche Entwicklungen auf dem Gebiet der Gewaltfreiheit bevorstehen."


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  • Klaus Hagedorn

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