Die Morgenandacht Beschenkt/Gesegnet

Anja Bär
Anja Bär

Die Morgenandacht Beschenkt/Gesegnet

Manchmal wird ein Ritual zu einem heiligen Moment und Segen fließt. Pastorin Anja Bär erlebt, wie kostbar Momente sind, in denen eine echte Begegnung stattfindet. Das Ritual dazu war dieses Mal keine Selbstverständlichkeit.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Eigentlich habe ich keine Zeit. Der Tisch ist voll, bald ist Urlaub. Und ohnehin wird sich bei der Hitze niemand auf den Weg machen. Vermutlich sitze ich bei der Andacht wieder einmal allein in der Gebetsecke vor dem Kreuz. Mein innerer Dialog hört sich immer mehr nach einer Rechtfertigung an, dem monströsen Schweinehund in mir nachzugeben. Doch da ist noch eine Stimme. Sie klingt anders, ist leise, freundlich. Geh mal, es wird Dir gut tun. Und selbst wenn Du allein bist: Beim Beten kann das hilfreich sein.

Ich bete gern und fühle mich oft gesegnet durch meine Gebetsrituale. Sei es im Alltag zu unterschiedlichen Zeiten oder sonntags im Gottesdienst. Beten ist für mich wie ein Segensregen. Also gehe ich los. Der Weg ist kurz, die Kirche ist herrlich kühl. Eine Wohltat. Ich bin nicht allein. Ein junger Mann gesellt sich zu mir. Wir kennen uns ganz gut, ich habe ihn vor ein paar Monaten getauft. Er kommt regelmäßig zum Bibelgespräch, in den Gottesdienst sowieso. Leider haben wir nur selten die Gelegenheit zu einem tiefergehenden Gespräch. Immer ist irgendwas. Doch heute ist es anders. Denn heute gibt es gemeinsame Zeit hier am Kreuz.

Ich beginne zu ahnen: Das hier wird sehr besonders werden. Ich lese die Tageslosung. Da geht es um Schutz und Schild und um nur ein Wort, das das Unmögliche möglich macht. Dann beten wir. Für unsere Gemeinde, unsere Stadt, für das Land, in dem wir zuhause sind. Wir beten für Verantwortliche und Menschen, die uns persönlich am Herzen liegen. Und auf einmal öffnet er sein Herz. Er verrät mir, was ihn tief innen bewegt. Ich höre zu, bete in meinem Herzen, dass Jesus mir die richtigen Worte schenkt. Und vor allem bete ich, dass ich verstehe, was meinen jungen Bruder im Glauben gerade bewegt. Dass ich den Mut habe, keine Antwort zu haben.

Es wird eine sehr tiefe Zeit. Wir reden, hören, schweigen, beten. Durch das gemeinsame Gebet hat sich eine Tür in eine völlig neue Welt geöffnet. Ich durfte Anteil haben an einer schönen Seele. Und am Ende bin ich eine Beschenkte.

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  • Anja Bär

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