Die Morgenandacht Den Turm zur Seite bauen

Morgenandacht

Die Morgenandacht Den Turm zur Seite bauen

Eigentlich war der Turm zu Babel keine schlechte Idee. Alle Menschen zogen an einem Strang. Aber was, wenn alle nur noch dasselbe denken und tun, fragt sich Ragna Miller?

Bild: Radio Bremen

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Damals beim Turmbau zu Babel, da hatten die Menschen nur eine Sprache. So sagt es die Bibel. Und sie hatten einen Plan: Lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm. Und der Turm soll an den Wolken kratzen. Gott sah das Treiben der Menschen, wurde neugierig. War nicht sauer und auch nicht genervt. Neugier trieb ihn zur Erde. Und ich stell mir vor: Gott streift vielleicht inkognito durch Babels Gassen, versucht sich den Gepflogenheiten anzupassen. Guckt in Hinterhöfe, steht unten am Turm. Schaut hinauf zum Himmel. Dräut da ein Sturm? Gott macht sich Sorgen. Was für ein Turm. Was für eine Stadt.
Welch große Macht in einer so einmütigen Gemeinschaft lauert.

In all seiner Weisheit ahnt Gott die Gefahr. Ein Volk. Eine Sprache. Was tun sie nächstes Jahr? Ich verstehe Gottes Sorgen für morgen. Wir sind ein Volk. Haben eine Sprache. Heute Deutschland und morgen die ganze Welt…? Der kleine geifernde Mann mit dem Bärtchen steht mir vor Augen. Zurück nach Babel. Dort, inmitten der Sorgen hat Gott eine Idee für morgen: Er stiftet Verwirrung. Er stiftet hunderte von Sprachen. Und das Gewirr der Sprachen und Stimmen verwirrte die Sinne der vielen. Das ist keine Strafe, das ist ein Impuls. Ein Schubs auf neue Wege. Raus aus den festen Mauern und rein in die Welt.

Vielleicht dachte Gott bei sich: Die Menschen bauen hoch nach oben, loben ihre Einigkeit, ihre Macht. Aber haben nicht bedacht, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Veränderung bedürfen. In Babel stehen sie vor dem Turm und staunen himmelwärts. Gucken nicht nach rechts und links, wer da mit ihnen steht. Wie es denen geht. Sie sollten den Turm zur Seite bauen. Denkt Gott. Eine endlose Reihe von Häusern mit Nachbarn. Von vorne und achtern für jeden erreichbar.

Es gilt – so dachte Gott vielleicht – nach rechts und links zu schauen, und dem Gedanken zu vertrauen, dass Gott im Menschen neben mir zu finden ist. Auch in den Fremden mit den komischen Worten aus fernen Orten. Es gilt – so dachte Gott vielleicht – den Turm zur Seite zu bauen. Kein prunkvolles Denkmal, sondern Häuser, zum gemeinsam leben. Da verweben sich Familiengeschichten miteinander. Fremdsprachen schwirren durch die Luft, Der Duft von Speisen aus aller Herren Länder auch. Baut den Turm zur Seite, dachte Gott bei sich. Und verschenkte die vielen Sprachen – auch an dich.

Autor/Autorin

  • Ragna Miller

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