Die Morgenandacht Nagelkreuz

Fußball spielen, Pizza essen und singen. Manchmal ist es fast leicht, Frieden zu stiften. Pastorin Christine Kind erzählt von einer besonderen Begegnung.

Im April habe ich in Kiel ein besonderes Konzert gehört. Der Knabenchor aus Kiel und der Trinity Boys Choir aus London sangen zusammen in der Nikolaikirche die Matthäuspassion. "Bach über alle Grenzen", so hieß das Projekt. 97 Jungs aus England und Deutschland spielten zusammen Fußball, aßen Pizza und musizierten. So erzählte es der Leiter des Kieler Knabenchors. Sie sangen auch zusammen in Coventry und sahen die Ruinen der Kathedrale, die im 2. Weltkrieg zerstört worden war. Damals gleich nach dem Krieg, begann eine Partnerschaft. Zunächst zwischen Kiel und Coventry, dann wurde nach und nach ein Netzwerk daraus.

Diese Partnerschaft zwischen Kiel und Coventry ist von der Idee geprägt, Feinden die Hand zu reichen. Damals zwischen den Trümmern, nach den Erfahrungen von Zerstörung und Hass, sollte Hoffnung auf Versöhnung die Zukunft prägen. Vertrauen sollte entstehen zwischen Coventry und Kiel, zwischen England und Deutschland. Ein Symbol dieses wachsenden Vertrauens ist das Nagelkreuz. Drei Zimmermannsnägel aus den Dachbalken der verbrannten mittelalterlichen Kathedrale. Ein Kreuz aus Nägeln. Das erste Kreuz wurde der Nikolaikirche in Kiel überreicht.

Und heute stehen diese 97 Jungs zusammen in der Kieler Nikolaikirche, direkt neben diesem Nagelkreuz und singen zusammen. Jungen aus Deutschland und aus England. Vor 80 Jahren, sagte der junge Chorleiter zur Begrüßung, da waren wir noch Feinde. Heute stehen wir hier. Haben Zeit zusammen verbracht. Neue Freunde gefunden. Haben geprobt, gelacht und gespielt.Selig sind die Friedensstifter, heißt es in der Bibel. Und ich denke: so kann davon etwas Wirklichkeit werden. Wenn Menschen sich treffen und sich kennenlernen. Zusammen essen und trinken und entdecken, dass sie an denselben Dingen Freude haben, wie eben zum Beispiel dem Singen und dem Fußballspielen.

Mir hat dieses Konzert Hoffnung gemacht. Da sind Friedensstifter unterwegs. Vielleicht, ohne dass sie es so genau wissen. Aber für mich ist dies eine Art, Frieden zu stiften: Zusammen Pizza essen, Fußball spielen und singen.