Die Morgenandacht Ein schlesisches Lied hat mich tief ergriffen
Stand: 7. Mai 2025.
Die Morgenandacht Ein schlesisches Lied hat mich tief ergriffen
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Bei einem Krankenbesuch hat Diakon Walter Lübbe ein Ehepaar getroffen, das eng miteinander verbunden war. Noch heute denkt er daran zurück.
Zu meinen Aufgaben als katholischer Diakon gehört auch der Besuch von kranken Gemeindemitgliedern. Oftmals darf ich ihnen dabei in einer kleinen Feier Jesus im geweihten Brot reichen – wir nennen diese Feier Eucharistie und das geweihte Brot Hostie. Diese Besuche verlaufen unterschiedlich: manchmal eher nüchtern, manchmal von Traurigkeit, manchmal aber auch von freudigen Momenten geprägt. Doch jeder Moment hat seine Berechtigung. Tief eingebrannt hat sich bei mir jedoch ein freudiger Moment bei einem solchen Besuch. Es war der Besuch bei einem Ehepaar, bei dem der Mann seit geraumer Zeit krankheitsbedingt ans Bett gefesselt war.
Beide stammen aus Schlesien. Von früheren Besuchen wusste ich, dass der Glaube an Gott für sie eine große Rolle spielt. Das wurde mir bei meinem ersten Besuch beim Betreten ihrer Wohnung bewusst. Denn dort hatten mehrere christliche Statuen und Bilder ihren Platz. Eine Statue hatte der Mann sogar selbst angefertigt. Im Wohnzimmer stand das Krankenbett des Mannes. Dort war auch auf einer Anrichte ein kleiner "Altar" aufgebaut – mit einem Kreuz, einem Marienbild und einer brennenden Kerze. Sehr andächtig feierten die beiden den Gottesdienst mit. Beim Vaterunser reichten wir drei einander die Hände, und ich merkte, wie wohl, wie kostbar ihnen dieses Tun war.
In der katholischen Kirche kennen wir die Tradition, zum Abschluss eines Gottesdienstes ein Marienlied zu singen. So fragte ich die beiden bei diesem Besuch, ob sie nicht ein Marienlied aus ihrer Heimat singen möchten. Kurz schauten sich die beiden an. Dann ergriffen sie ihre Hände und sie lehnten ihre beiden Köpfe aneinander. Gleich darauf begannen sie, ein Marienlied in schlesischer Mundart zu singen. Vom Text des Liedes habe ich wegen der Mundart nichts verstanden. Aber das Bild dieser beiden hat mich tief ergriffen, es begleitet mich heute noch bei meinen Hausbesuchen.
Zwei Menschen, die trotz Krankheit innerlich so tief miteinander verbunden werden und es sind. Die dieses Geschenk, das Gott ihnen in diesem Moment macht, für mich zu einem Zeugnis ihres Glaubens machen. So wurde ich selbst durch ihr Tun zu einem Beschenkten, zu einem Besuchten – von Gott.