Die Morgenandacht Der Herr ist mein Hirte, er erquicket meine Seele
Stand: 18. März 2025.
Die Morgenandacht Der Herr ist mein Hirte, er erquicket meine Seele
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- Verfügbar bis: 18. März 2027 Informationen zur Verweildauer
Der Herr ist mein Hirte. Der 23. Psalm ist vielen Menschen sehr vertraut. Pastorin Frauke Löffler denkt in dieser Woche über einzelne Verse daraus nach. Heute: Er erquicket meine Seele.
Der Herr ist mein Hirte. Er erquicket meine Seele…
Es ist ein ungemütlicher Nachmittag als ich in S-Bahn steige. Viele Menschen sind unterwegs von der Arbeit nach Haus. Die Bahn ist voll. Nicht alle bekommen einen Sitzplatz. Es ist laut und unruhig und die Menschen wirken gestresst. Nach einer Weile fällt mein Blick auf zwei ältere Frauen, die nebeneinander einen Sitzplatz bekommen haben. Sie kennen sich offenbar, scheinen einander vertraut. Sie haben sich einander zugewandt und reden. Ich kann nicht verstehen, was sie zueinander sagen. Aber ich kann es beinahe sehen. Ihre Mimik ist so ausgeprägt, dass ihre Gesichter übersetzen, was ihre Worte sagen. Da wird erzählt von der Enkeltochter, die etwas studiert, was sie nicht kennen – neumodischer Kram. Sie hat es zwar erklärt, aber verstehen tun sie es nicht. Da wird gelacht, weil der Enkelsohn wieder so lustige Dinge gesagt hat beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spielen vor ein paar Tagen. Sie regen sich auch auf über den Nachbarn, der sich ein großes Auto gekauft hat, eine richtige Angeberkarre. Und sie schwärmen von dem Kuchen, den die Freundin neulich gebacken hat und den sie unbedingt ausprobieren wollen, weil er so lecker war.
Während sie so angeregt miteinander reden, entsteht um sie herum ein friedlicher Raum aus Worten, Gesten und Mimik, so, als ob sie zu Hause gemütlich am Kaffeetisch säßen. Ihre Gesichter und Augen leuchten, immer wieder lächeln und lachen sie. Es ist egal, was sie sagen. Es ist schön, wie sie es sagen und in ihr Gespräch vertieft sind. Ich möchte mich zu ihnen setzen, weil es mir scheint, als ob es dort gut wäre.
Im 23. Psalm, in dem erzählt wird, das Gott uns begleitet wie ein Hirte seine Schafe, da heißt es: "Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele." Hier wird mir klar, was das bedeutet: die Seele erquicken. Das tun die beiden miteinander. Und auch meine Seele bekommt etwas ab. Manchmal kann eine grüne Aue eben auch eine überfüllt S-Bahn zum Feierabend sein.