Die Morgenandacht Seufzen ist atmen mit Gott

Elisabeth Seydlitz
Elisabeth Seydlitz

Die Morgenandacht Seufzen ist atmen mit Gott

Am Ende des Workouts im Fitness-Studio wird mit einem Seufzer tief ausgeatmet. Pastorin Elisabeth Seydlitz liebt diesen Moment. Und sie weiß, dass es auch in der Bibel und in Kirchenchorälen viele Seufzer gibt, die aus tiefster Seele kommen.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Am Ende des Workouts im Fitness-Studio wird mit einem Seufzer tief ausgeatmet. Pastorin Elisabeth Seydlitz liebt diesen Moment. Und sie weiß, dass es auch in der Bibel und in Kirchenchorälen viele Seufzer gibt, die aus tiefster Seele kommen.

"Tief einatmen. Die Schultern anspannen. Und jetzt mit einem tiefen Seufzer ausatmen. Die Schultern dabei locker fallen lassen! Hach!" Jedes Mal nach dem intensiven Workout im Fitness-Studio freue ich mich, wenn die Kursleiterin diese Übung anleitet. Ich atme tief ein und aus. Spüre, wie die Anspannung nachlässt. Und sich ein wohliges Gefühl in mir ausbreitet. Geschafft! So seufzen tut gut. Wahrscheinlich deshalb machen wir es mehrmals am Tag und atmen tief durch. Im Schnitt alle fünf Minuten. Meistens bemerken wir das gar nicht. Wir seufzen vor Erleichterung und Glück: "Boah, ich hab' die Fahrprüfung geschafft. Puh, die Ärztin sagt, es ist alles in Ordnung." Oder vor Schreck und Entsetzen: "Wie schlimm, was da passiert ist."

Seufzen erleichtert. Ein Seufzer verbindet mich mit anderen. Wer jemanden seufzen hört, kann fast nicht anders als in das Seufzen einzustimmen. Und so mit dem anderen wortlos mitzuleiden oder sich mit ihm zu freuen. Auch die Bibel ist überzeugt davon: seufzen verbindet. Nicht nur Menschen untereinander, sondern Menschen mit Gott. Ein Seufzer ist ein Gespräch mit Gott, wenn die Worte fehlen. Ein Stoßgebet, das der Seele Luft verschafft. Wenn sich eine angespannte Situation in Wohlgefallen auflöst und ich Gott meine Erleichterung entgegenseufze. Oder wenn ich bei ihm etwas abladen kann, was mich belastet.

Ein altes Kirchenlied spricht mir dann aus der Seele. Es beginnt mit einem Seufzer: Ach. Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr! Gib Wollen und Vermögen zu deines Namens Ehr! Ach bleib mit deiner Treue bei uns, Herr, unser Gott! Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Noth!  Ein alter Choral. Der Theologieprofessor Josua Stregmann hat den Text während des Dreißigjährigen Krieges geschrieben. Seine Heimatstadt wurde geplündert. Die Pest wütete. So viele Sorgen. Er hat sie in vielen Seufzern Gott hingehalten und seinen Beistand erbeten.

Tief einatmen. Schultern anspannen. Tief ausatmen. Die Schultern locker fallen lassen. "Ach!" Damit sind die Sorgen und Probleme zwar nicht weg. Aber ich hole neuen Atem für die schönen und anstrengenden Herausforderungen, die bleiben.


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