Die Morgenandacht Trotz allem glaube ich an das Gute im Menschen
Standdatum: 24. Oktober 2024.
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"Trotz allem glaube ich an das Gute im Menschen." Das hat Anne Frank geschrieben, die auch das Böseste erlebt hat, was Menschen einander antun können. Pastorin Ulrike Bänsch erinnert an sie und ihre Hoffnung.
"Trotz allem glaube ich noch immer an das Gute im Menschen." Dieses Zitat aus dem Tagebuch von Anne Frank kommt mir in letzter Zeit immer mal wieder in den Sinn. Die Geschichte des jüdischen Mädchens, das sich mit ihrer Familie vor den Nazis 25 Monate in einem Hinterhaus in Amsterdam versteckt, hat mich schon als Jugendliche tief bewegt. Anne Frank und ihre Familie werden verraten. Anne stirbt kurz vor dem Ende des Krieges mit 15 Jahren im Konzentrationslager in Bergen-Belsen, genauso wie ihre drei Jahre ältere Schwester Margot.
Trotz allem glaube ich noch immer an das Gute im Menschen. Anne hat die zutiefst grausame unfassbar unmenschliche Seite von Menschen erlebt, und trotzdem konnte sie einen solchen Satz schreiben in ihrem Versteck in ihr Tagebuch.
Auch heute zeigt sich immer wieder zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind, was sie einander antun in furchtbarem Terror, Krieg und Gewalt. Mehr und mehr schleicht sich die Wahrnehmung ein, dass auch hier bei uns das Misstrauen und die Angst voreinander wachsen, Aggression und Gewaltbereitschaft zu nehmen.
Im ersten Buch der Bibel heißt es: "Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist Böse von Jugend auf." (1. Mose 8,21) So ist leider immer wieder die Erfahrung. Zugleich findet sich in der Schöpfungsgeschichte die Überzeugung, dass der Mensch sehr gut geschaffen und Gottes Ebenbild ist. (1. Mose 1,27ff)
Der Mensch kann beides, denke ich: Gut und Böse – und sehr viele Facetten dazwischen. Das bedeutet aber auch, dass jeder, wirklich jeder Mensch fähig zum Guten ist. In jedem Menschen sind Barmherzigkeit, Mitgefühl und Liebe angelegt. Vielleicht können sie in den Hintergrund geraten oder verschüttet werden. Vielleicht werden sie von Angst gelähmt, aber sie sind da. Entscheiden können wir selbst, welchen Weg wir gehen und wie wir auf die Menschen um uns herum schauen.
Ich will versuchen ihn mir zu bewahren: diesen Blick, der von Nächstenliebe und Vertrauen getragen ist, vom Glauben an das Gute und an eine gute Zukunft für alle Menschen.