Die Morgenandacht Den Blick verändern
Standdatum: 11. September 2024.
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- Verfügbar bis: 11. September 2026 Informationen zur Verweildauer
Selbstbilder und Selbstzweifel von Jugendlichen erlebt Pastorin Esther Joas auf einer Konfirmandenfahrt. Und sie entdeckt zusammen mit einem Mädchen, wie man einen sehr kritischen Blick auf sich selbst in eine wohlwollende Perspektive verwandeln kann.
Ein Seelsorgegespräch am Telefon, das mich lange beschäftigt. Ein anonymer Anrufer erzählt, dass ihn Schuldgefühle quälen, er sich aber gleichzeitig benutzt fühlt. Im entfernten Familienkreis hat sich ein Paar unbedingt ein Kind gewünscht, aber die Schwangerschaft stellte sich nicht ein. So ist die Frau auf ihren Bekannten zugegangen und hat ihn gebeten, sie zu schwängern. Der Ehemann solle aber nicht wissen, dass das Kind womöglich nicht von ihm gezeugt wurde. Gesagt, getan. Die Frau wurde schwanger und gebar ein Kind, die Eltern sind glücklich. Aber von dem Bekannten, der sich ein wenig Zuneigung erhofft hatte, wollte die Frau nichts weiter wissen. Das hat ihn gekränkt und zugleich spürt er, welche Dimension die Lüge hat, die auf dieser Familie lastet.
Ich wurde nicht angerufen, um ein moralisches Urteil zu fällen, sondern weil jemand einen Weg sucht, mit der Situation umzugehen. Das Kind ist geboren, es geht ihm gut, es hat liebende Eltern und eine gute Umgebung. Was würde passieren, wenn der Vater erfährt, dass er nicht der leibliche Vater ist? Es könnte das Ende der Ehe und der kleinen Familie sein. Wem wäre dann geholfen? Aber was macht die Lüge mit der Mutter, wird das Kind unterbewusst spüren, dass etwas nicht stimmt? Und der leibliche Vater, der Erzeuger, wie ergeht es ihm? Schafft er es, sich ganz herauszunehmen aus dem Leben des Kindes? Findet er seine Rolle? Wie kann er sich gegenüber dem anerkannten Vater verhalten?
"Du sollst nicht ehebrechen" lautet das siebte Gebot. Und das neunte Gebot: "Du sollst nicht lügen." Die zehn Gebote sind eine Weisung zum Guten Leben. Sie geben uns Orientierung und Ordnung. Wenn wir sie brechen, wird es oft kompliziert, es entsteht Ungutes, Chaos, Verletzungen und manchmal viel Schlimmeres. Dabei kann ich das Anliegen der sehnsüchtigen Frau, ein Kind zu bekommen, so gut verstehen. Und zunächst mal hat der Mann sich bereit erklärt, dieser Frau zu einem Kind zu verhelfen und auf die eigenen Rechte der Vaterschaft zu verzichten. Der Ehemann hätte wahrscheinlich nie zugestimmt; die Angebote der modernen Reproduktionsmedizin waren womöglich zu teuer für das Paar.
Ich habe das Handeln der beiden nicht verurteilt, aber ich habe die Dimension der Lüge auch nicht kleingeredet. Die Wissenden tragen eine Bürde und es bleibt zu hoffen, dass die Last nicht zu schwer wird, sondern eines Tages im Guten aufgelöst werden kann.