Die Morgenandacht Zurück in die Zukunft

Ines Bauschke
Ines Bauschke

Die Morgenandacht Zurück in die Zukunft

Am besten soll alles bleiben, wie es ist und immer war. Das wünschen sich viele Menschen. Und befinden sich damit eigentlich in einer „Nachspielzeit“, die nicht mehr lange dauern kann. Pastorin Ines Bauschke über die Angst vor Veränderungen.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Am besten soll alles bleiben, wie es ist und immer war. Das wünschen sich viele Menschen. Und befinden sich damit eigentlich in einer „Nachspielzeit“, die nicht mehr lange dauern kann. Pastorin Ines Bauschke über die Angst vor Veränderungen.

"Die Leute sind in einer Art Nachspielzeit", sagt der Psychologe Stephan Grünewald, "sie hoffen, dass die Verhältnisse, die sie seit ihren Kindheitstagen kennen, noch ein, zwei Jahre andauern. Die Nation spielt auf Halten". Grünewald arbeitet am Rheingold-Institut, führt dort Interviews zu gesellschaftlichen Fragen. Er weiß, was Leute heutzutage bewegt: Nachspielzeit, Festhalten wollen an dem, was ist. Wie soll es denn auch weitergehen in der Welt, oder genauer, bei mir? Nachrichten über Krieg, Klimawandel, Hass im Netz – ich lese es, sehe es in den Medien. Und was tue ich? Ja, ich erkenne mich durchaus wieder in diesem Begriff der Nachspielzeit, so wie Grünewald ihn beschreibt, er sagt: Statt in die Zukunft blicken wir in den Rückspiegel.

Ja, und ich – ich möchte auch nicht, dass sich noch mehr ändert, ich möchte auch weiter unbekümmert Autofahren, mir keine Gedanken darüber machen müssen, ob Skifahren in den Alpen überhaupt noch zu verantworten ist, ob ich meinen Fleischkonsum noch mehr runterfahren soll. Geschweige denn über die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr nachzudenken. Mir persönlich geht es gut, so wie es jetzt gerade läuft. Und dann wird mir erzählt, dass es so nicht weiterlaufen kann? Will ich das hören? Ungern, ehrlich gesagt. Kein Wunder, dass es Zoff gibt, dass viele Leute das einfach nicht glauben wollen, dass Sündenböcke gesucht werden. Wer benennt den Klimawandel am radikalsten? Die bekommen dann den Hass ab.

Es ist ja verständlich und menschlich, sich zu wünschen dass alles immer so weitergeht. Biblisch ist es jedenfalls nicht. Das urbiblische Prinzip ist die Bewegung: Adam und Eva mussten das Paradies verlassen, Abraham und Sarah sich im hohen Alter noch eine neue Heimat suchen. Das Volk Israel zog aus Ägypten aus – zwar damit auch aus der Sklaverei, aber eben auch aus einem geordneten und überschaubaren Leben. Das Buch Ruth beschreibt, wie Ruth mit ihrer Schwiegermutter in deren Herkunftsland geht, ihre eigene Heimat dafür verlässt. Und Jesus gar, der war Wanderprediger, immer unterwegs. Schon als Kleinkind sind seine Eltern mit ihm nach Ägypten geflohen. Die biblischen Geschichten erzählen von Bewegung, Aufbruch, Abschied. "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir", heißt es im Hebräerbrief.

Die biblischen Geschichten erzählen aber nicht nur von dem, was zurückgelassen wird, sondern auch von dem Neuen, das kommt. Und davon, dass Gott bei denen ist, die unterwegs sind, die ein neues Ziel suchen. Denn es wird weitergehen, aber anders. Besser also, anstatt zurück in die Zukunft zu blicken. Die biblischen Texte erzählen davon, dass wir das können, im 2. Timotheusbrief: "Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit." Wenn Gott uns seinen Geist gibt, schaffen wir noch sehr viel mehr als nur die Nachspielzeit.

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  • Ines Bauschke

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