Die Morgenandacht Leere Kirchen

Sabine Kurth
Sabine Kurth

Die Morgenandacht Leere Kirchen

Die Lieder von Heinz-Rudolf Kunze begleiten Pastorin Sabine Kurth seit vier Jahrzehnten. Das nimmt sie zum Anlass, um in dieser Woche ein paar Songs davon näher unter die Lupe zu nehmen, die ihr etwas bedeuten. Heute: "Leere Kirchen".

Bild: Radio Bremen

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Die Lieder von Heinz-Rudolf Kunze begleiten Pastorin Sabine Kurth seit vier Jahrzehnten. Das nimmt sie zum Anlass, um in dieser Woche ein paar Songs davon näher unter die Lupe zu nehmen, die ihr etwas bedeuten. Heute: "Leere Kirchen".

Ich mag die Lieder von Heinz-Rudolf Kunze. Seine Musik begleitet mich schon seit vier Jahrzehnten. Nicht alle Lieder sprechen mich an. Doch mit vielen verbinde ich Erlebnisse, Ereignisse, Lebensgeschichte. Ich bin Pastorin in Walle im Bremer Westen. Wir haben eine kleine schöne Dorfkirche. Davor ein Platz mit hohen Bäumen, Rosenstock und einer Bank. Wenn ich Gottesdienst habe, dann begrüße ich die Menschen an der Tür. Heiße sie willkommen und es werden ein paar Neuigkeiten ausgetauscht. Nun strömen nicht die Massen in die Kirche. Zehn Minuten vor Beginn des Gottesdienstes sind es manchmal nur 15 Menschen, die in der Kirche sitzen. Das ist der Moment, in dem ich oft vor die Tür gehe, mich auf die Bank setze und durchatme. Und dann habe ich den Satz im Kopf: "Die Pastoren in den leeren Kirchen wünschen sich weit weg". Er ist aus dem Kunze-Lied "Wunderkinder".

Ja, dieses Gefühl kenne ich. Verbunden mit der Frage: Bist du gut genug? Sind deine Gottesdienste so öde, dass die Menschen dich nicht hören wollen? Hast du anderen etwas zu sagen? Und dann kommt der Zweifel. Es nagt schon sehr. Und es tut auch weh, dass immer weniger Menschen etwas mit der Kirche zu tun haben wollen. Sie sagen: Ich brauche die Kirche nicht, ich vertraue der Kirche nicht. Ich weiß um die schrecklichen Taten, die kirchliche Mitarbeitende begangen haben. Entsetzlich. Endlich werden diese Sachen schonungslos aufgedeckt und Maßnahmen ergriffen, um so etwas zukünftig zu verhindern. Doch das scheint viele schon nicht mehr zu interessieren. Stempel drauf: Kirche kann weg! Und dann will ich auch  weit weg sein. Wo alles gut ist. Wo Menschen sich von Gott erzählen dürfen, ohne ausgelacht zu werden. Oder beschimpft zu werden.

Als das Lied von Kunze geschrieben wurde, sind die Leute schon nicht mehr in die Gottesdienste gegangen. Viele Pastorinnen und Pastoren haben damals über die Köpfe hinweg gepredigt. Haben sich nicht gefragt, was erwarten die Menschen von der Kirche. Da hat sich viel geändert. Merkt nur kaum jemand, weil viele gar nichts anderes mehr von Kirche erwarten. Und da kann ich mich noch so bemühen mit anderen Gottesdienstformen, moderner Musik, verständlicher Sprache. Doch aufgeben ist keine Option. Denn ich möchte Menschen Gott nahe bringen. Erzählen, was er mir bedeutet. Was er anderen bedeutet, die in die Gottesdienste kommen. Die zu uns in die Gemeinde kommen und sich für andere einsetzen. Und dann gehe ich in die Kirche, zu den 15-20 Menschen, freue mich auf den Gottesdienst, und wünsche mich genau hierher.

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