Die Morgenandacht Der Becher des Zimmermanns

Alexander Rolfes
Alexander Rolfes

Die Morgenandacht Der Becher des Zimmermanns

Jesus hat sein Brot mit den unterschiedlichsten Menschen geteilt, sagt Alexander Rolfes. Damit bringe er zum Ausdruck: Seht nicht nur euch!

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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1989 schaffte es der Abendmahlskelch in einem Actionfilm auf die große Leinwand: Die Rede ist von "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" mit Harrison Ford in der Titelrolle. Zusammen mit seinem Vater, gespielt vom legendären Sean Connery, begibt er sich auf die Suche nach eben diesem Kelch, den im Film auch die Nazis finden wollen. Diesen gilt es natürlich zuvorzukommen; in einer Felsenhöhle dann der Showdown: Ein alter Ritter, dessen Aufgabe es ist, den Kelch zu bewachen, fordert den bösen, amerikanischen Nazikollaborateur Donovan auf, den seiner Meinung nach richtigen Kelch aus einer Vielzahl von Kelchen auszusuchen.

Zu sehen sind in der Szene prunkvoll gestaltete Mess-Kelche, und Donovan entscheidet sich für den aus seiner Sicht prächtigsten. Er schöpft Wasser in den Kelch, trinkt, und zerfällt kurz darauf zu Staub. Indiana Jones will es besser machen und wählt weise: Er entscheidet sich für den "Becher des Zimmermanns": Ein völlig unscheinbarer, zerbeulter, kleiner Holzbecher. Hier wird bildgewaltig auch eine sehr menschliche Neigung gezeigt: Sich der Wahrheit absolut sicher zu sein. Im Film geht bei der Wahl des Kelchs diese für den einen schlecht, für den anderen gut aus – aber einig sind sie sich zuvor in ihrer Überzeugung: So muss es damals gewesen sein, im Abendmahlssaal.

Und darüber wird bis heute nicht nur auf der Leinwand gestritten und gekämpft. Anders ausgedrückt: sich uneinig darüber zu sein, was genau dieser Jesus von Nazareth wollte, darin sind sich viele einig. Und diese Uneinigkeit fing doch im Grunde genommen schon im Abendmahlssaal an! In der zunächst noch kleinen Gruppe von Christinnen und Christen, so wissen wir aus der Kirchengeschichte, dauert es nicht lange bis zum ersten handfesten theologischen Streit über die Auslegung und Sinnhaftigkeit des Abendmahls. Und ist der Streit inzwischen beendet? Im Gegenteil; stattdessen sind weitere Streitherde dazugekommen! Ja, es lässt sich bis heute trefflich über die Sache Jesu streiten. Wie er was gemeint hat, was er nicht gemeint hat. Wer darf dazugehören, wer nicht? Wer darf etwas in seiner Vollmacht tun und wer nicht? So viele wissen Bescheid! Glauben, den "Becher des Zimmermanns" zu kennen, mehr noch, den Willen des Zimmermanns zu kennen. Aber, wenn der Becher wichtiger wird als der Zimmermann, dann droht wirkliche Spaltung!

Sehe ich nur mich und meine Meinung, dann werde ich zum "Eigenbrötler". Der Eigenbrötler backt sein eigenes Brot und isst es alleine. Hat Angst, dass man ihm etwas wegisst! Jesus isst sein Brot nicht alleine. Er bricht es und teilt es aus. Er ist kein Eigenbrötler, sondern im wahrsten Sinne der lateinischen Worte Cum & Pane: Kumpane. Der, der sein Brot teilt. Und Jesus tut dies von Anfang an mit den unterschiedlichsten Charakteren und damit bringt er zum Ausdruck: Seht nicht nur euch! Haltet die Unterschiede aus, indem ihr immer wieder gemeinsam Brot und Wein in meinem Namen teilt und bleibt, bei aller Unterschiedlichkeit, in der Ausrichtung auf mich zusammen.

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  • Alexander Rolfes

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