Die Morgenandacht Es war gut, es ist genug

Wolkenhimmel, dahinter Lichtstrahl

Die Morgenandacht Es war gut, es ist genug

Das Wort "genügend" hat zu Unrecht einen negativen Beigeschmack, findet Elisabeth Hunold-Lagies. Es habe größeres Ansehen verdient.

Bild: Pixabay

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Das Wort "genügend" hat zu Unrecht einen negativen Beigeschmack, findet Elisabeth Hunold-Lagies. Es habe größeres Ansehen verdient.

Martin Grubinger, der international bekannte und umjubelte Schlagzeuger, hat vor wenigen Wochen mit 40 seine Konzertkarriere beendet – er ist gesund, er hat Erfolg, er erzielt höchste Leistungen, es könnte doch noch lange weitergehen, aber: es ist genug. Er möchte sich anderen Aufgaben zuwenden, mit derselben Leidenschaft, mit der er vorher konzertiert hat. Viele Fans haben diese Entscheidung natürlich bedauert, andere zollen ihm dafür großen Respekt.

Mir selbst geht es manchmal gerade in Konzerten, die mich besonders berühren, so, dass ich lieber keine Zugabe haben möchte. Das Programm war durchdacht, in sich stimmig, es hat mich erfüllt. Warum muss es unbedingt noch etwas "obendrauf" geben, noch mehr sein? Es war genug; es war gut so, wie es war.

Eigenartigerweise haben die ganz ähnlichen Wörter "genügend" oder "ausreichend" etwa in Zeugnissen oder Beurteilungen einen negativen Beigeschmack. Da geht doch eindeutig mehr; kann man sich damit zufrieden geben? Ich meine, wir sollten dem "genug" wieder zu mehr Ansehen verhelfen.

Es gibt viele Lebenssituationen, in denen es darauf ankommt, das richtige Maß zu finden. Ein "zu viel" oder "zu wenig" ist in der Regel ungesund. Zu viel essen und trinken, zu viel Hektik und Stress, zu viele Autos auf den Straßen, zu wenig Bewegung, zu wenig Zeit – wir kennen diese Hinweise, und selten heißt es: genug.

Neben dem "zu viel" gibt es auch ein "zu lang". Wann ist der richtige Zeitpunkt, Verantwortung abzugeben? Ob in Betrieben, in Politik und Gremien, in Sportmannschaften: Überall ist es wichtig, dass die Erfahrungen und Kompetenzen langjähriger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da sind. Wenn aber versäumt wird, rechtzeitig Nachwuchs auszubilden oder Verantwortung an jüngere Menschen zu übertragen, wird es, wenn nicht heute, dann in ein paar Jahren, zu Problemen führen.

Schön, wenn jemand aus Überzeugung sagen kann: Danke, es war gut, es ist genug!

Autor/Autorin

  • Elisabeth Hunold-Lagies

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