Die Morgenandacht Über Gerechtigkeit und die Klimakrise
Standdatum: 26. September 2023.
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Die Frage nach Gerechtigkeit ist gerade in der Klimakrise nicht mehr nur für ein einzelnes Land zu beantworten, meint Elisabeth Hunold-Lagies.
Die Diskussion um gerechte Verteilung innerhalb unserer Gesellschaft, um die große Schere zwischen arm und reich ist vielschichtig. Konträre Auffassungen prallen aufeinander, Lösungen auszuhandeln ist schwierig. So schwierig diese Diskussion sein mag – sie ist nur ein Teil der Fragen, die wir angesichts weltweiter Probleme stellen müssen.
Vor dem Hintergrund der Klimakrise verschiebt sich vieles noch einmal deutlich. Natürlich müssen wir darum ringen, dass die Verteilung von Besitz und Teilhabe in unserem Land möglichst gut gelingt, möglichst gerecht zugeht – auch wenn die Vorstellungen über das, was diese Gerechtigkeit tatsächlich bedeutet, weit auseinandergehen.
Aber vor dem weltweiten Hintergrund lautet die Frage ganz anders: ist das, was wir zu verteilen haben, nicht viel zu viel? Wir nehmen uns mit großer Selbstverständlichkeit einen viel zu großen Anteil an Ressourcen, wir verbrauchen viel zu viel an Energie gemessen an dem, was weltweit zur Verfügung steht. Reiche Länder verursachen Klimaprobleme, für die arme Länder den Preis zahlen müssen.
"Du siehst nicht wirklich die Welt, wenn du nur durch dein eigenes Fenster siehst."
Dieses Sprichwort aus der Ukraine könnten sich Menschen zu Herzen nehmen, die bei jeder drohenden Einschränkung ihres Lebensstandards in lautes Klagen ausbrechen. Die Unzufriedenheit in Deutschland ist hoch, ob mit der wirtschaftlichen Lage, mit der Politik oder der eigenen beruflichen Situation. So sehr einzelne dieser Klagen berechtigt sein mögen, so sehr gilt doch: Ein Großteil der Menschen in Deutschland ist gut versorgt, lebt in Sicherheit und kann zum Beispiel bei Krankheit auf schnelle Hilfe hoffen.
Das bekannte Märchen vom Fischer und sin Fru erzählte schon vor über 200 Jahren, dass maßloses Wünschen und Machtstreben nicht zum Glück des Menschen führen, sondern zum tiefen Fall. Auch die biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel warnt davor, immer höher hinaus zu wollen.
Um die Welt zu sehen, müssen wir weiter als durch das eigene Fenster schauen. Wir müssen akzeptieren, dass unsere persönliche Befindlichkeit nicht das Maß aller Dinge ist, ebenso wie die westliche Welt nicht das gesamte politische und wirtschaftliche Geschehen prägt. Die Frage nach Gerechtigkeit ist schon lange nicht mehr nur für ein einzelnes Land zu beantworten.