Die Morgenandacht Rituale: Erde zu Erde

Esther Joas

Die Morgenandacht Rituale: Erde zu Erde

Wo Menschen sind, da gibt es Rituale. Feststehende Handlungen, die etwas ausdrücken, ohne es zu benennen. Inmitten unserer Freiheit geben sie uns Halt. Pastorin Esther Joas geht in dieser Woche auf die Suche nach der Bedeutung von Ritualen. Heute dem Satz "Erde zu Erde".

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Wo Menschen sind, da gibt es Rituale. Feststehende Handlungen, die etwas ausdrücken, ohne es zu benennen. Inmitten unserer Freiheit geben sie uns Halt. Pastorin Esther Joas geht in dieser Woche auf die Suche nach der Bedeutung von Ritualen. Heute dem Satz "Erde zu Erde".

Ich bin Pastorin und beerdige regelmäßig Menschen. Und wenn es nicht gerade eine Stele mit Urnenkammer ist, sondern ein Grab, dann folgt zum Ende der Bestattung zumeist der Erdwurf mit den Worten: Erde zu Erde, Asche zu Asche und Staub zum Staube. Ich knie mich dafür ans Grab und nehme die Erde mit meinen bloßen Händen, weil ich die Schaufel so roh und untröstlich finde. Manchmal sorgen die Angehörigen für Sand am Grab statt der manchmal klumpigen Erde. Dann ist es sanfter.

Was sagt dieses Ritual aus?

In der sogenannten Agenda für Bestattungen heißt es zu diesem Ritual: "Der dreimalige Erdwurf geschieht im Blick auf das einst dreimalige Begießen mit Wasser." In diesem Sinne ist es eine Tauferinnerung und sagt aus, dass der oder die Verstorbene als Getaufte mit dem ewigen Leben in Christus verbunden ist. Durch die Auferstehung, so schreibt es der Apostel Paulus im Neuen Testament, wird die Unvergänglichkeit, die Herrlichkeit Gottes und seine Kraft sichtbar. (1 Kor 15,42)

Ich betone bei diesem Ritual lieber das Erdhafte unseres menschlichen Daseins und sage: "Aus Erde sind wir genommen, zu Erde müssen wir wieder werden. Der Odem Gottes wird uns eingehaucht und eines Tages hauchen wir ihn wieder aus." Erde, Asche und Staub sind im Alten Testament Zeichen für das Geschaffen-Sein und damit für die Zerbrechlichkeit des Menschen, sein Angewiesen-Sein auf eine ihn erhaltende Kraft. (Gen 3,18; 18,27; Ps. 104,29)
So herb das Werfen von Erde sein mag, so hilfreich ist es für den Trauerprozess. Denn dann wird sichtbar und spürbar, dass der Körper in seiner Vergänglichkeit zurückgegeben wird an die Elemente der Natur. Dass der Tod aber nicht das letzte Wort hat, sondern Gottes schöpferische Liebe ewig gilt, das bleibt unsere christliche Botschaft.

Für Menschen, denen der Auferstehungsglaube fernliegt, sind vielleicht meine Worte zum letzten Geleit tröstlich. Da sage ich: Wir legen in die Ruhestätte, was körperlich von ihr oder ihm bleibt, aber was wir erinnern möchten, tragen wir in unseren Herzen mit nach Hause. Jede Kultur kennt Bestattungsrituale. Sie sind fest verankert in unseren Traditionen. In einer weltlicher werdenden Gesellschaft suchen wir immer wieder neue Rituale des Abschiednehmens. Noch sind die Versuche oft unbeholfen und wir merken, wie kraftvoll eine vertraute und eingeübte Handlung sein kann.

Autor/Autorin

  • Pastorin Esther Joas

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