Die Morgenandacht Rituale und ihre Bedeutung

Wolkenhimmel, dahinter Lichtstrahl

Die Morgenandacht Rituale und ihre Bedeutung

Wo Menschen sind, da gibt es Rituale. Feststehende Handlungen, die etwas ausdrücken, ohne es zu benennen. Inmitten unserer Freiheit geben sie uns Halt. Pastorin Esther Joas geht in dieser Woche auf die Suche nach der Bedeutung von Ritualen. Heute beim Fußball.

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Wo Menschen sind, da gibt es Rituale. Feststehende Handlungen, die etwas ausdrücken, ohne es zu benennen. Inmitten unserer Freiheit geben sie uns Halt. Pastorin Esther Joas geht in dieser Woche auf die Suche nach der Bedeutung von Ritualen. Heute beim Fußball.

Rituale gehören zu unserem Alltag, aber auch zu besonderen Festen. Mit dem Phänomen des Rituals beschreiben wir längst nicht mehr nur religiöse Handlungen, sondern wir finden es in allen kulturellen Zusammenhängen. Ich denke da an den Fußball: wie beim Länderspiel die Nationalhymnen angestimmt werden, wie die Spielerinnen und Spieler Arm in Arm nebeneinanderstehen und manchmal auch inbrünstig mitsingen. Wie dann die Kapitäne zum Schiedsrichter oder zur Schiedsrichterin gehen, eine Münze geworfen wird und dann Hände geschüttelt werden.

All das geschieht ohne erklärende Worte. Es sind eingeübte Handlungssequenzen. Wir verstehen sie. Das ist die Stärke des Rituals. Es verbindet Gruppen und Kulturen, schafft ein "Wir-Gefühl", füllt einen Raum mit Bedeutung.

Manchmal sagen Leute, etwas sei "zum bloßen Ritual verkommen" und drücken damit aus, dass es sinnentleert sei. Mitnichten ist ein Ritual sinnentleert! Vielmehr ist es voller Inhalt, aber ohne Erklärung.

Trotzdem sollten wir uns immer wieder Gedanken darüber machen, was wir mit unseren Ritualen ausdrücken wollen und wo Freiheitsräume offenstehen.

Was, wenn statt eines Münzwurfs mal Schere-Stein-Papier gespielt würde oder man zwischen einer verdeckten Herz-Dame und einem Herz-Ass entscheiden kann? Es würde dem Spielerischen entsprechen. Oder was, wenn wir – noch viel revolutionärer und weit über den Fußball hinausgehend – unsere Nationalhymne umschreiben würden, das Ritual des Hymne-Singens also vorsichtig verändern?

Stellen Sie sich die Europameisterschaft in Deutschland 2024 vor und beim Eröffnungsspiel in der Allianz-Arena singen 75.000 Fans:

Einigkeit und Recht und Freiheit für die Menschen in der Welt,
danach lasst uns alle streben unter diesem Himmelszelt.
Einigkeit und Recht und Freiheit ist, was uns zusammenhält.
Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, Deutschland und die Welt.

Es gäbe einen Aufruhr, dagegen ist die LGBTQ-Binde der deutschen Nationalspieler nichts dagegen. Ob es die Spieler wirklich so aus dem Konzept bringen würde, wie das angeblich die Debatte um die Armbinden in Regenbogenfarben getan hat?

Rituale brauchen das immer Gleichbleibende, aber sie brauchen auch die Freiheit der Veränderung. Ich wäre gerne in der Allianz-Arena, wenn eine neue Hymne angestimmt wird.

Autor/Autorin

  • Pastorin Esther Joas

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