Die Morgenandacht Friedhofsruhe ist kein Frieden
Stand: 16. August 2023.
Die Morgenandacht Friedhofsruhe ist kein Frieden
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Krieg soll um Gottes Willen nicht sein. Das beschloss der Ökumenische Rates der Kirchen 1948. Dazu macht sich Ingo Wilberding Gedanken.
Im August 1948 wurde in Amsterdam der ökumenische Rat der Kirchen gegründet, feiern wir also den 75. Jahrestag. Der Rat ist ein weltweiter Zusammenschluss der christlichen Kirchen über fast alle konfessionellen und politischen Grenzen hinweg. Mehr als 350 Delegierte aus 140 Ländern beschließen unter anderem den programmatischen Satz: Krieg soll um Gottes Willen nicht sein.
Dieser Satz war und bleibt Mahnung und Aufgabe. Für die Kirchen, aber auch für jeden einzelnen Menschen. Um Gottes Willen, nie wieder Krieg: So haben es uns unsere Eltern und Großeltern, die den Krieg erlebt haben, eingehämmert.
Was sagen wir heute unseren Kindern? Wir lernen die Namen von Panzern, Geschützen und Abwehrsystemen, erfahren täglich, wie es um die Front steht.
Was sagen wir, wenn unsere Kinder uns fragen: Warum habt ihr euch mit eurer Vision vom Frieden so geirrt? Was sagen wir als Christen den jungen Menschen, die ihr Leben noch vor sich haben? Welche Welt wollen wir der nächsten Generation hinterlassen?
Auf der Suche lese ich in der Bibel und finde auch dort keine wirkliche Antwort. Aber vielleicht Denkanstöße. Viele Texte der Bibel sind blutgetränkt, sie kennen den Krieg als Normalzustand.
Der Evangelist Markus beschreibt sein Kriegstrauma: Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben, Völker werden sich gegeneinander erheben, Hunger und Gewalt wird herrschen.
Doch so gnadenlos viele Bibeltexte auf dem Hintergrund von Krieg und Zerstörung entstanden sind, so leuchtend sind die Friedensvisionen. Es wird der ganz andere Herrscher erwartet. Das Gegenbild zu den Kriegsherren: Einer, der sich vor Gott in der Verantwortung weiß, auf ihm wird der Geist des Herrn ruhen.
Männer, die sein wollen wie Gott, haben wir genug. Die sich aufführen wie ein allmächtiger Herrscher, dem nicht widersprochen werden darf.
Aber es sterben Menschen unter den Einschlägen ihrer Granaten, es sterben tausende Soldaten, denen gesagt wurde, sie würden ein Land befreien und die nun nicht zurückkehren zu ihren Frauen, Männern, Kindern, Eltern.
Sein wollen wie Gott – auch das gehört zum Menschen. Und auch dieses Wissen darf beim Suchen nach Frieden nicht vergessen werden. Was also tun?
Der Frieden, von dem Jesus spricht, ist nicht von dieser Welt. Er ist Geschenk. Nicht das Ergebnis von Waffengewalt oder strategischer Kunst. Nicht der Sieg im Krieg schafft Frieden, nur der Sieg über den Krieg.
Das Schweigen der Waffen ist noch kein Frieden. Friedhofsruhe ist kein Frieden. Frieden aus biblischer Tradition ist gerechter Ausgleich verschiedener Interessen. Ein Prozess, an dem alle arbeiten müssen. Immer und jeden Tag.