Die Morgenandacht Willkommen im neuen Leben

Mein Magen knurrte vor Hunger. Meinen Kindern und meiner Frau erging es nicht besser. Wir hatten richtig Hunger. Kisten geschleppt hatten wir ohne Pause, denn es war unser Umzugstag. Nun war Mittag fast durch. In all dem Trubel hatten wir völlig vergessen, für uns ein "Essen für Zwischendurch" einzuplanen. Plötzlich stand da dieser große Korb in der Küche. Voll mit frischen roten Erdbeeren. Dazu eine große Glasschale mit Schlagsahne. Die Erdbeeren rochen fruchtig und verlockend. Das Präsent einer Nachbarin für unsere Familie zum Einzug in das neue Haus.

Mit großem Vergnügen stecken wir uns immer wieder etwas von den roten Früchten in den Mund. "Voll gut", sagten die Kinder und tunkten die Erdbeeren in die Sahne ein. Ein Genuss. Köstlich! Erdbeeren, einfach so geschenkt von einer Unbekannten. Wir fühlten alle, wie gut sie uns taten. "Kanntest du diese Nachbarin schon?", fragte meine Frau. "Nein", sagte ich. "Nie gesehen."

Wir bedankten uns höflich. Aber die neue Nachbarin blieb nur kurz. Sie wendete sich schnell um und wollte gehen. Mit einem Lächeln sagte sie: "Ich glaube, Sie haben jetzt Wichtigeres vor, als mit mir zu schnacken. Sie wissen ja, wo Sie mich finden." Kaum war sie weg, stießen wir uns an. Mensch, wir haben gar nicht nach ihrem Namen gefragt. Wir liefen hinterher, aber sie war schon weit hinter dem Zaun verschwunden. "Fein, dass Sie jetzt bei uns sind", hörten wir sie noch rufen. Wir blieben stehen und lächelten verlegen.

Inzwischen sind wir fest angewachsen im neuen Haus, im neuen Leben. Wir sind gut angekommen. Dabei geholfen haben uns auch die Erdbeeren von damals. Heute denke ich: So ist Gnade. Wie die Erdbeeren. Wie ein unverhofftes Geschenk. Du bekommst etwas Gutes, vollkommen unverdient. Ohne es erwarten zu dürfen. Gnade ist, wenn dir jemand etwas gibt. Und zu dir spricht: "Fein, dass es dich gibt. Ich freue mich auf dich."