Die Morgenandacht Sag‘ mal Oma

Sabine Kurth
Sabine Kurth

Die Morgenandacht Sag‘ mal Oma

Pastorin Sabine Kurth bespricht mit ihrem sechsjährigen Enkelsohn, wie das ist mit Gott, den man nicht sehen, aber manchmal spüren kann.

Bild: Radio Bremen

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"Sag mal Oma, Papa glaubt nicht an Gott. Weißt du das überhaupt?" so fragte mich vor ein paar Tagen mein Enkelsohn. "Ja, das weiß ich und ich finde das schade. Mir ist mein Glaube wichtig. Ohne Gott möchte ich gar nicht leben", habe ich ihm geantwortet. "Aber ich habe Gott noch niemals gesehen, Oma. Du denn?" Ich musste zugeben, dass ich Gott auch noch nie gesehen habe. Was ich auch sehr schade finde. Aber so ist das mit Gott. Wenn er da gewesen ist, in meinem Leben etwas bewirkt hat, merke ich es erst hinterher und manchmal auch viel später.

Ich versuchte nun meinem Enkelsohn zu erklären, wie ich mir das mit Gott auch erklären und vorstellen kann. Gott ist für mich keine Person, wie meine Nachbarin, der Kollege oder eine Königin. Ich stelle mir Gott wie Luft vor. Die Luft ist überall, ohne sie könnten wir nicht leben. Aber ich kann die Luft nicht sehen, nicht anfassen. Und trotzdem ist sie da.

Wenn sie weg wäre, würde ich es sofort merken. "Aha, Oma, das kann ich verstehen." Er überlegte eine Zeit, dann sagte er: "Das habe ich neulich beim Fahrradfahren erlebt. Erst bin ich ganz langsam gefahren, da habe ich noch nichts gemerkt. Aber dann bin ich ganz schnell gefahren und da habe ich die Luft ganz doll gemerkt. Die hat mein Gesicht und  die Hände kalt gemacht, meine Haare sind durcheinander gewirbelt worden. Und ich hab gemerkt, dass sie mir hilft noch schneller zu fahren. Das war richtig gut." Ja, so einfach kann das manchmal sein. Aus dem Mund eines Sechsjährigen sind komplizierte Sachen einfacher als gedacht.

Gott ist wie eine sanfte Brise, wie ein tosender Sturm, das weiß schon die Bibel zu erzählen. Und sie weiß auch, dass Gott immer anders ist, als Menschen es sich wünschen und vorstellen. Wenn die Luft um mich herum immer stürmischer wird, alles an mir zerrt und mich durchrüttelt, dann wird Gott zu meinen Rückenwind. Manchmal bekomme ich aber auch Gegenwind von ihm. Wenn ich mich zu sehr eingerichtet habe und mich darauf verlasse, dass andere oder eben Gott es schon hinbekommen.

Gott hat mir Verantwortung gegeben. Für mich, meine Nächsten, meine Mitgeschöpfe. Je nach Bedarf bekomme ich den Wind von vorne oder von hinten. Aber immer so, dass er mir hilft voran zu kommen. Und oft ist Gott ein ganz sanfter Begleiter, der selbstverständlich da ist, wie die Luft zum Atmen. "Oma, wir machen jetzt ein Wettrennen" sagte mein Enkel, "wenn wir dann die Luft merken, dann stellen wir uns vor, das ist Gott!"

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