Die Morgenandacht Schöpfungsgeschichte und Grundgesetz

Andrea Grote
Andrea Grote

Die Morgenandacht Schöpfungsgeschichte und Grundgesetz

Das Grundgesetz und die Schöpfungsgeschichte hängten zusammen, findet Andrea Grote. Beide haben mit der Würde des Menschen zu tun.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Heute, am 23. Mai, ist der Tag des Grundgesetzes. Schon seit 74 Jahren bildet es das Fundament unserer Demokratie und garantiert Menschen, die hier leben, ihre Grundrechte. Am 23. Mai 1949 wurde es feierlich verkündet.

Beim Wort Grundgesetz geht mir vieles durch den Kopf: Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, das Recht auf Ausübung meiner Religion und vor allem Artikel 1 des Grundgesetzes. "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Schon lange denke ich bei diesem Artikel aber auch an die Schöpfungsgeschichte. Manch einer mag sagen: "Was hat denn das Grundgesetz mit der Schöpfungsgeschichte zu tun?" Das eine ist eine biblische Erzählung, das andere politisch-historische Wirklichkeit und der Garant für unser freiheitliches Zusammenleben. Ich will versuchen, den Zusammenhang herzustellen.

In der Schöpfungserzählung wird beschrieben, wie Gott die Welt in sieben Tagen ins Dasein ruft. Da geht es an Tag sechs auch um die Erschaffung des Menschen. Am Anfang der Bibel liest man: "Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn." (Gen 1,27). Bild Gottes: Das heißt nun nicht, dass alle Menschen kleine Götter wären. Aber es bedeutet schon, dass jedem Menschen etwas Göttliches anhaftet. Gottes Ebenbildlichkeit drückt Beziehung aus: Beziehung zwischen Gott und dem jeweiligen Menschen. Bedingungslos und für jeden Menschen, der sich von Gott angenommen wissen will. Und selbst denen, die es noch nicht wissen oder aktuell nicht wollen, steht dieses Beziehungsangebot lebenslänglich offen. Aus diesem Angenommen-Sein ergibt sich etwas. Das Wort Auftrag ist vielleicht etwas groß, vielleicht trifft es Verantwortung besser. Nämlich das Leben gottwürdig zu leben. Das Grundgesetz und die Schöpfungsgeschichte hängten zusammen, findet Andrea Grote. Beide haben mit der Würde des Menschen zu tun. Das klingt hochtrabend: Man kann das allerdings auch ganz einfach formulieren: Lebe dein Leben im Einklang mit der Natur und mit Gott. Wertschätze die Schöpfung, wertschätze dich selbst und wertschätze deinen Nächsten, denn in allem ist Gott. Weil der Mensch Gottes Ebenbild ist, besitzt er Würde, Menschen-Würde. Einfach, weil er ist, und ohne schon etwas geleistet zu haben.

Artikel 1 des Grundgesetzes lese ich genauso. Jeder Mensch hat Würde, ist würdig. Ohne, schon etwas Besonderes dafür getan haben zu müssen. Auch daraus leite ich zwei Dinge ab: Weil ich Würde besitze, bin ich quasi beauftragt, etwas von mir in dieses Leben, an diesen Ort, wo ich bin, einzubringen. Und noch wichtiger: Weil jeder Mensch Würde hat, verdient er Aufrichtigkeit und Respekt, trotz alldem, was er getan hat und noch tun wird. Das ist etwas, was mit aller Kraft zu schützen ist. Zum Wohle eines jeden. Und das dürfen wir heute kräftig feiern.

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