Die Morgenandacht Heiter scheitern geht gar nicht

Andrea Grote
Andrea Grote

Die Morgenandacht Heiter scheitern geht gar nicht

Sich zu einem schweren Fehler zu bekennen ist nicht einfach, meint Gemeindereferentin Andrea Grote. Sie hat es selbst erfahren.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Heiter scheitern ist ein Leitgedanke aus meiner Innovationsfortbildung vor zwei Jahren. Da lernten wir, gezielt darüber nachzudenken, was wir mit unserem Handeln erreichen wollen und natürlich, innovativ zu arbeiten – das ist auch in der Kirche gefragt. Viele Menschen, die ich kenne, haben eines erkannt: Die Botschaft von Gott und Jesus muss manchmal in ein neues Gewand gekleidet werden. Nicht, damit sie cool ist, sondern damit sie auf die Fragen und Herausforderungen der Menschen von heute antwortet. Eines der ersten Dinge, die wir in der Fortbildung gelernt haben, ist: Scheitern gehört zur Innovation. Uns wurde Mut gemacht, zu scheitern. Denn Scheitern lässt lernen. Aber ich scheitere nicht gerne.

Und es gibt ein paar Erfahrungen in meinem Leben, wo ich sagen würde: heiter scheitern, das geht gar nicht. Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung in der Pflege gemacht und drei Jahre in einer Klinik gearbeitet. In dieser Zeit als Krankenschwester ist mir ein fataler Fehler passiert: Ich habe einem Patienten ein falsches Medikament verabreicht. Der Patient hatte danach einen ziemlich miesen Nachmittag. Ihm ging es schlecht und er musste von meinen Kolleginnen und Kollegen stark unterstützt und behandelt werden.

Mein Fehler wurde mir am nächsten Morgen bewusst. Es begann eine Viertelstunde, in der ich darüber nachdachte, ob ich meinen Fehler zugebe oder schweige. Am Ende stand für mich fest: Ich muss Verantwortung für mein Handeln tragen. Also bin ich zu meiner Stationsleitung, dann zum Chefarzt und danach, und das war das Schwierigste, zum Patienten. Ich habe ihn über mein Fehlverhalten aufgeklärt und um Entschuldigung gebeten. Mit Tränen in den Augen. Und war sehr erleichtert darüber, dass es ihm wieder gut ging.

Der Patient zeigte sich bewegt davon, dass ich ihm von meinem Fehler erzählt habe. Auch die Stationsleitung und der Chefarzt haben nicht auf meinem Fehlverhalten herumgeritten, sondern mich in meinem Handeln bestärkt. Aber heiter gescheitert bin ich dort nicht. Es war eine ambivalente Erfahrung. Ich war erleichtert, dass dem Patienten nichts passiert ist. Und dass mir keine disziplinarischen Konsequenzen drohten. Und in meinem Kopf war: Das darf dir nie wieder passieren.

Nun sind ja Fehler menschlich. Und Fehler sorgen mitunter dafür, dass sich Manches zum Besseren verändert. Und dann gibt es da ja noch diesen Gott, der in so einer ambivalenten Weise gescheitert ist. Tod am Kreuz, Ende für immer. Aber eben nicht. Drei Tage nach dem Tod dann Auferstehung. Von wegen gescheitert. Und die Botschaft Jesu sagt immer wieder: Mensch, mach‘ Fehler, aber bemühe dich. Lebe ein Leben, wie ich es mir für dich wünsche. Dann wird es gut werden. Und wenn du fehlst, sei gewiss: Ich schließe dich wieder in meine Arme - auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst. Das ist gewissermaßen heiter scheitern. Ich bin mir bewusst, dass das ein Riesenprivileg ist.

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