Lieblingsmensch Die Vogelretterin vom Teufelsmoor

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  • Julia Bamberg
Eine Taube sitzt auf Yasmin Böcks Schulter
Yasmin Böck betreut kranke Wildvögel. Zu ihren Patienten zählt auch diese Taube. Bild: Radio Bremen | Julia Bamberg

In der Reihe "Lieblingsmenschen" stellen wir Ihnen Alltagshelden vor, die Besonderes leisten oder mit ihrer Art ihr Umfeld bereichern. Auf einem abgelegenen Hof in Osterholz-Scharmbeck wohnt so ein Mensch: die 57-jährige Yasmin Böck. Sie kümmert sich um kranke oder verletzte Wildvögel.

zwei schwarze Dohlenküken in einer Transportbox

Zu Besuch in der privaten Wildvogelstation von Yasmin Böck

Zwei schwarze Dohlenküken haben es zu ihr in die Wildvogelstation geschafft. Die beiden sitzen auf einem Tisch in einer offenen Transportbox. Eingekuschelt in einem künstlichen Nest aus flauschigem Stoff. Eine von beiden hat ein gebrochenes Bein. Yasmin Böck hat es mit der Plastikhülle einer kleinen Spritze, die sie gut ausgepolstert hat, geschient. Mehr kann sie nicht tun, der Knochen muss von selbst heilen.

Bild: Radio Bremen | Julia Bamberg

Egal ob Amseln, Meisen, Spatzen oder Austernfischer – die 57-jährige Yasmin Böck pflegt in ihrer privaten Wildvogelstation im Teufelsmoor hingebungsvoll kranke oder verletzte Vögel im besten Fall wieder gesund, um sie dann auszuwildern. Ein Knochenjob, den sie seit vielen Jahren ehrenamtlich und fast allein betreibt. Ihr Tag beginnt bei Sonnenaufgang und endet in der Regel tief in der Nacht. Yasmin Böck nimmt sich nun eine Auszeit, da die Arbeit körperlich und psychisch sehr anstrengend ist.

Die Wertschätzung in der Gesellschaft für die Vogelwelt, die existiert einfach nicht.

Yasmin Böck

Mit ihrem Engagement möchte sie darauf aufmerksam machen, dass in den letzten 20 Jahren 56 Prozent der Brutpaare verstorben sind oder gar nicht mehr existieren. "Diese Entwicklung ist total erschreckend! Die Wertschätzung in der Gesellschaft für die Vogelwelt, die existiert einfach nicht", erklärt die 57-jährige. Yasmin Böck erlebt es immer wieder, dass gefundene Vögel von Laien völlig falsch versorgt werden oder dass Menschen nicht bereit sind, verletzte Tiere zu ihr zu fahren. Das will sie mit ihrer Arbeit ändern und aufklären.

Erste Hilfe für Vogel-Babys

Yasmin Böck und Vogel schauen sich an
Da sich ihr Engagement herumspricht, werden es zunehmend mehr Patienten. Von Frühjahr bis Herbst ist dies eine ehrenamtliche Vollzeittätigkeit. Bild: Radio Bremen | Julia Bamberg

Yasmin Böcks Telefon klingelt ständig. Sie berät Menschen, die Vögel gefunden haben, mit denen etwas nicht stimmt. Tiere, die sie erreichen pflegt sie mit voller Hingabe. Manche Küken sind kaum größer als ein Daumen. Neben der ersten Hilfe akuter Notfälle, müssen viele geschwächte Vogel-Babys gefüttert werden. Hungrig strecken sie Yasmin ihre offenen Schnäbel entgegen. Mit einer Pinzette bekommen sie extra vorbereitete Grillen. Und es scheint zu schmecken.

Was wie oft zu füttern ist oder wie ein Vogel medizinisch versorgt werden kann, hat sich Yasmin Böck über die Jahre selbst beigebracht. Ihr Wissen als ausgebildete Heilpraktikerin hat ihr ebenso geholfen, wie auch die Tipps einer befreundeten Tierärztin und Wildvogelspezialistin.

Dankbar über jede helfende Hand

Die meiste Arbeit macht Yasmin Böck selbst. Aber zumindest ein-, zweimal die Woche hat sie Hilfe. Zwei Ehrenamtliche greifen ihr unter die Arme. Eine von ihnen ist Sarah, 39 Jahre, aus Osterholz-Scharmbeck. Sie hilft beim Putzen, bei der Futterzubereitung und beim Füttern selbst. An Yasmin beeindruckt sie vor allem ihre Zielstrebigkeit und ihre Liebe zu den Vögeln.

Die Arbeit sei manchmal sehr hart und in jeder Saison komme sie an ihre Grenzen, erklärt Yasmin Böck. Deshalb benötigt die 57-jährige jetzt dringend Erholung. Sie wünscht sich ein paar mehr helfende Hände.

Finanziert wird die private Wildvogelstation komplett durch Spenden. Vor allem Medikamente und Futtermittel sind teuer. Circa 18.000 Euro muss Yasmin Böck jährlich zusammenbringen. Wie und ob es weitergeht, das sei immer wieder unsicher.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 9. Juli 2022, 13:40 Uhr

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Gesprächszeit mit Tom Grote

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