Im Porträt Wie dieser junge Bremer seine Leidenschaft für den Zirkus weitergibt

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Blonder Junge führt etwas mit einem pinken Diabolo vor
Philipp Schnapper zeigt uns ein Kunststück auf dem Diabolo Bild: Radio Bremen | Lieselotte Scheewe

Der 17-jährige Philipp Schnapper zeigt Kindern, wie sie Diabolos jonglieren oder als Trapezkünstler durch die Manege schweben können. Er arbeitet neben der Schule bei der Zirkusschule "Jokes" als Trainer und engagiert sich ehrenamtlich für den Verein. Unsere Reporterin Lieselotte Scheewe hat unseren Lieblingsmensch in der Zirkusschule besucht.

Blonder Junge steht vor einem bunten Zirkuszelt

Philipp Schnapper ist ehrenamtlich Trainer bei der Zirkusschule Jokes

Der 17-jährige Philipp Schnapper bringt Kindern der Zirkusschule Jokes bei, zu jonglieren oder am Trapez zu schweben. Neben der Schule arbeitet Philipp ehrenamtlich für den Verein.

Bild: Radio Bremen | Lieselotte Scheewe

Zwischen Wohnvierteln, einem Schulgelände und Schrebergärten steht mitten im Bremer Stadtteil Huckelriede ein Zirkuszelt. Im Inneren scheint verlegen das Tageslicht durch die Schlitze der Zeltbahnen herein. Über der Bühne baumelt ein langes gelbes Tuch. Ein Mädchen hat den Tuchstoff um seine Beine gewickelt und schaukelt daran hoch in der Luft. Daneben steht Philipp Schnapper. "Hast du das schonmal gemacht?“, fragt er. „Achte drauf, wenn du runterfällst, dass du deine Arme schön breitmachst." Das Mädchen im Tuch lässt sich fallen und landet mit einem Überschlag auf der Matte.

Zirkus erfüllt schon sehr großen Teil von meinem Leben. Ich sehe es gar nicht so wirklich als Arbeit die meiste Zeit, weil es mir hauptsächlich Spaß macht.

Blonder Junge steht vor einem bunten Zirkuszelt
Philipp Schnapper über seine Liebe zum Zirkus
Blonder Junge hilft Jungem beim Kunsstück am Ring
Philipp Schnapper hilft einem Jungen beim Kunsstück am Ring Bild: Radio Bremen | Lieselotte Scheewe

Philipp Schnapper ist an diesem Nachmittag als Co-Trainer beim Zirkuskurs dabei. Seit fast acht Jahren macht er Zirkus. Begonnen hat er als Teilnehmer, weil seine großen Geschwister ihn mitnahmen. Seit einigen Jahren hilft er in den Kursen mit und zeigt Kindern, wie sie Jonglieren und auf Bällen laufen lernen. "Zirkus erfüllt schon einen sehr großen Teil von meinem Leben. Ich sehe es die meiste Zeit gar nicht so wirklich als Arbeit, weil es mir hauptsächlich Spaß macht", sagt der 17-Jährige. Der Kurs, in dem der Bremer an diesem Tag mitarbeitet, ist für Kinder aus dem Stadtteil gedacht und kostenlos. "Und er ist auch hauptsächlich darauf ausgelegt, dass es den Kindern gut geht und dass die Kinder hier Spaß haben.", erzählt er.

Es geht auch darum, mit anderen Kindern was zu erarbeiten und was zu erreichen. Im Zirkus geht es auch viel um Gemeinschaft.

Blonder Junge steht vor einem bunten Zirkuszelt
Philipp Schnapper über das soziale Miteinander im Zirkus

Die Kinder lernen dort nicht nur Trapezkunst und Seillaufen. "Tricks zu lernen ist natürlich auch super für die Kinder", sagt Philipp Schnapper, "aber es geht auch darum, mit anderen Kindern was zu erarbeiten und was zu erreichen. Im Zirkus geht es auch viel um Gemeinschaft."

Ein Treffpunkt für Integration

Auch Fidel Junis ist zum Kurs gekommen. Der junge Vater aus dem Libanon ist erst seit einem knappen Jahr in Deutschland und lebt mit seiner Familie in Huckelriede. Seine zwei Kinder kommen jede Woche zu dem Kurs. "Wir sind im Januar zum Zirkus gekommen, haben uns angemeldet und nach drei Monaten haben die Kinder hier schon bei einer Show mitgemacht und sie haben das geliebt. Seitdem kommen wir jeden Mittwoch hierhin", erzählt er.  

Der Zirkus hier ist Integration für die Kinder. Das ist sehr wichtig für die Kinder und für uns.

Fidel Junis über die wichtige Rolle des Zirkus
Blonder Junge hilft Mädchen auf der Schaukel
Philipp Stammer hilft einem Mädchen bei ihren akrobatischen Figuren auf der Schaukel Bild: Radio Bremen | Lieselotte Scheewe

Schon von Beginn an konnten seine Kinder mitmachen, weil Zirkus auch ohne Sprache funktioniert. "Am Anfang war es hier in Deutschland nicht einfach. Sie konnten die Sprache nicht und waren noch nicht in der Schule. Aber jetzt verstehen sie immer mehr Wörter. Der Zirkus hier ist Integration für die Kinder. Das ist sehr wichtig für die Kinder und für uns", sagt Fidel Junis. Mit den Trainern sprechen seine Kinder auf Englisch, mittlerweile verstehen sie aber auch schon immer mehr Deutsch. Seine Tochter Maria turnt an diesem Nachmittag gemeinsam mit zwei anderen Mädchen am Trapez. Ihr Bruder läuft auf einem großen Ball auf einer Matte. Neben ihnen dreht ein Mädchen geschickt einen bunten Teller auf einem kleinen Holzstab.

Ein Raum für alle

Dass der Zirkus so facettenreich ist, hat Philipp Schnapper schon immer fasziniert. "Es gibt im Zirkus quasi einen Platz für jeden und man kann ganz unterschiedliche Sachen machen", sagt er. "Das geht von den sportlichen, akrobatischen Dingen zu den Sachen wo man eigentlich jongliert und super präzise fünf Bälle in die Luft wirft und sie wieder fängt. Deswegen glaube ich, es ist ein guter Ort für jedes Kind, um sich zu verwirklichen und sich über sowas wie Zirkus zum Beispiel zu identifizieren."

Wann immer wir Hilfe brauchen, dann ist Philipp immer ganz vorne mit dabei und sagt ja toll, das müssen wir machen. Ich bin dabei. Ich helfe mit.

Zirkuspädagoge Paul Wallner über Philipp Schnappner

Das motiviert den 17-Jährigen neben Schule, Musik und anderen Hobbys mindestens dreimal in der Woche zur Zirkusschule zu kommen und mitzuhelfen. Für seine Arbeit bekommt er eine kleine Aufwandsentschädigung. Er verbringt dort aber auch viel Zeit ehrenamtlich. Zirkuspädagoge Paul Wallner bewundert, wie sehr Philipp Schnapper und auch andere junge Menschen sich engagieren: "Ich habe das Gefühl, die Bremer jungen Menschen haben ganz, ganz viel um die Ohren und obwohl ihre Woche so voll ist, sind sie dann eben trotzdem hier ehrenamtlich am Start." Nur so kann das Projekt funktionieren – egal ob Mitmachzirkus, Jubiläum, Geburtstag oder Videodreh.

Dieses Thema im Programm: 21. Oktober 2023, 13:40 Uhr

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Der Nachmittag mit Katrin Krämer

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