Im Porträt Wie Tobias Schlegl auf dem Jakobsweg seine Mutter neu kennenlernte
Stand: 2. Mai 2025.

Moderator Tobias Schlegl war Moderator bei Viva, beim ZDF-Kulturmagazin "aspekte" und danach Notfallsanitäter. Jetzt ist er mit seiner 73-jährigen Mutter den Jakobsweg gegangen.
Gesprächszeit "Wandern, essen, leiden, schlafen": Tobias Schlegl über das Pilgern
Tobias Schlegl stand mehr als 20 Jahre vor der Kamera. Ende der 1990er Jahre fing er als Jugendlicher an, bei Viva zu moderieren. Aber er will mehr aus seinem Leben machen, macht eine Ausbildung zum Notfallsanitäter, wird Seenotretter – und will Menschen helfen. Darunter auch seiner eigenen Mutter: In dem er ihr einen Lebenstraum erfüllt und mit ihr den Jakobsweg wandert.
Ich wollte noch mehr Sinn in meinem Leben. Es hat mir einfach nicht mehr ausgereicht.
Tobias Schlegl über seinen Wechsel vom Moderator zum Notfallsanitäter.
Die Wege, die man so im Leben geht, sind manchmal nicht vorhersehbar. Manchmal geht man sie einfach geradeaus, manchmal nimmt man unterwartete Abzweigungen. So wie Moderator Tobias Schlegl. Er moderierte bei Viva, MTV, ProSieben, bis hin zu Sendungen bei den öffentlich-rechtlichen, wie dem ZDF-Kulturmagazin "aspekte" und bei Extra3. Das alles hängt Schlegl 2016 an den Nagel: "Ich wollte noch mehr Sinn in meinem Leben. Es hat mir einfach nicht mehr ausgereicht."
Schlegl beginnt eine dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter und arbeitet seitdem mit Leidenschaft im Rettungsdienst. Dort ist er auch im Kriseninterventionsteam tätig. Er sei da, wenn Menschen schlimme Nachrichten mitgeteilt bekommen, sagt er. Und leiste so auch erste Hilfe für die Seele. Von diesem Beruf erzählt Schlegl auch in seinem Bestseller-Roman "Schockraum".
Herzenswunsch: Jakobsweg
Mit Wandern hat Tobias Schlegl eigentlich zunächst nichts zu tun. Bis seine 73-jährigen Mutter immer wieder von ihrem Herzenswunsch erzählt: Ein Mal den Jakobsweg laufen. Von Pamplona bis Santiago de Compostela. Das Problem: Schlegls Vater ist nicht mehr gut zu Fuß und seine Schwester hat keine Zeit, deswegen nimmt er sich selbst der Aufgabe an und erfüllt seiner Mama den Wunsch.
Es ist eine ganz neue Vertrautheit entstanden.
Tobias Schlegl, über das neue und enge Band zwischen ihm und seiner Mutter.
Aber auch, um sie besser kennenzulernen. "Immer wenn ich sie getroffen habe, war ich wieder 15", erzählt Schlegl. Sie sei immer die Fürsorgliche und Vernünftige gewesen. "Aber ich wusste gar nicht, was für eine Persönlichkeit sie hat". 34 Tage sind die beiden unterwegs. Jeden Tag rund zwanzig Kilometer. Und dabei lernt er sie ganz neu kennen und merkt, wie tiefgründig die Gespräche zwischen Eltern und Kindern sein können: "Es war so beglückend, dieses Erlebnis, sich nochmal ganz anders und neu kennenzulernen. Ich kann das jedem nur empfehlen. Es ist eine ganz neue Vertrautheit entstanden.
Ich hatte drei Mal ein unbeschreibliches Glücksgefühl in mir. Das kann ich nicht erklären.
Tobias Schlegl über seine Pilgerreise
Er war zuerst Beobachter auf der Pilgerreise, sagt er. Und merkt aber selbst, dass Pilgern nicht nur wandern ist, sondern auch Spiritualität bedeutet: "Ich hatte drei Mal ein unbeschreibliches Glücksgefühl in mir. Das kann ich nicht erklären". Gerade bei der Nachrichtenlage, erzählt er, helfe es, raus in die Natur zu gehen.
Neues Buch "Leichtes Herz und schwere Beine"
In seinem neuen Buch "Leichtes Herz und schwere Beine" erzählt Tobias Schlegl ausführlich über die Erfahrungen, die er zusammen mit seiner Mutter auf dem Jakobsweg gemacht hat. "Im Zentrum steht dieses kennenlernen und dieser Impuls, dass man nochmal Zeit verbringt mit den älter werdenden Eltern, bevor es zu spät ist". Man heile dabei, sagt Schlegl weiter, auch wenn es bedeutet, sich unterwegs auch mal zu streiten. Und in ihm selbst habe es eine neue Leidenschaft entwickelt. Mit seiner Mutter geht er nun regelmäßig wandern – und plant eine eigene Reise, um auch das Band zu seinem Vater zu stärken.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 2. Mai 2025, 18:05 Uhr