Im Porträt Wie der Lärm seiner Kindheit Jörg Hartmann geprägt hat

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  • Frank Jakobs
Katrin Krämer und Jörg Hartmann
Katrin Krämer und Jörg Hartmann auf der Bremen Zwei-Frühlingsgäste-Bühne im Theater Laboratorium Oldenburg. Bild: Radio Bremen | Sibylle Bartsch

Jörg Hartmann ist einer der bedeutendsten deutschen Charakterdarsteller. Ob als "Kommissar Faber", der im Dortmund-Tatort hart an der Kante zum Wahnsinn ermittelt, als dubioser Arzt in der US-Serie "Homeland" oder als skrupelloser Stasi-Offizier in der ARD-Produktion "Weißensee" – für sein Spiel hat der Schauspieler viele Preise erhalten. Nun hat er mit "Der Lärm des Lebens" einen Roman über seine Kindheit geschrieben.

Jörg Hartmann
Jörg Hartmann

Gesprächszeit Jörg Hartmann über seine Kindheit und seinen ersten Roman

Jörg Hartmann ist einer der bedeutendsten deutschen Charakterdarsteller Deutschlands. Sein erster Roman heißt "Lärm des Lebens" und taucht tief in den Ruhrpott ein.

Bild: Rowohlt | Silvia Medina

Wer Jörg Hartmann zum ersten Mal begegnet, verbindet ihn schnell mit Kommissar Faber. Diesem raubeinigen Typen, der auch mal auf den Putz haut und rausschreit, was ihm auf der Seele brennt. Es habe lange gedauert, bis dieser Typ beim Publikum angekommen sei, sagt Hartmann über seine Rolle. "Wir haben es den Tatort-Fans aber auch nicht leichtgemacht. Ich wollte nicht so einen Typen spielen, der sich gleich an das Publikum ranschmeißt." Er habe sich gefragt, warum so viele diese Figur so mögen. "Wahrscheinlich, weil er genau das auslebt, was wir uns im richtigen Leben immer verbieten" sagt Faber-Darsteller Hartmann.

Erst Schauspieler, dann Romanautor

Seine ersten Schreibversuche machte Jörg Hartmann schon als Kind. Er war ein großer Fan der Film-Reihe "Krieg der Sterne", kann den ersten Teil bis heute fast auswendig. "Und damals wollte ich einen ökologischen Science-Fiction-Roman schreiben. Es ging darum, dass die Welt kurz vor dem Ende ist, und man baut eine Raumstation, wo man die Bäume anpflanzt. Und dann kämpfen alle um die Bäume, weil sie keine Luft mehr zum Atmen haben." Allerdings ist dieser Roman ein Fragment geblieben, mit nicht mehr als fünf Seiten.

Irgendwann beim Drehbuch-Lesen habe ich gedacht: Ach, nee, ich versuch‘s mal selbst.

Jörg Hartmann über seine ersten Schreibversuche
Publikum im Theater Laboratorium Oldenburg
"Kommissar Faber" und Roman-Autor Jörg Hartmann lockte viel Publikum ins Theater Laboratorium in Oldenburg. Bild: Radio Bremen | Frank Jakobs

Nachdem der Sohn eines Handballers beim Sport meistens mehr daneben als ins Tor traf, versuchte Jörg Hartmann es mit der Bühne. Er studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, wurde später Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne und schließlich Tatort-Kommissar. "Da habe ich irgendwann beim Drehbuch-Lesen gedacht: Ach nee, ich versuch‘s mal selbst." Er schrieb ein Drehbuch für die Dortmunder Tatort-Folge "Du bleibst hier", das gut ankam. Und nahm sich schließlich seinen ersten Roman vor: "Der Lärm des Lebens".

Spurensuche im Ruhrpott

In seinem Buch geht Jörg Hartmann auf Spurensuche in der Kleinstadt, in der er aufgewachsen ist: Herdecke. Er verrät, dass seine Mutter eine Pommesbude betrieb und dass sein Vater bemerkenswert fröhlich durchs Leben ging. Er sei überhaupt kein typischer Vertreter seiner Generation gewesen, so Hartmann. Ein Vater, der seine Gefühle gezeigt habe, ohne sich dafür zu schämen.

Der konnte sofort Menschen einschätzen und wusste, wie die ticken.

Jörg Hartmann über seinen Vater
Katrin Krämer und Jörg Hartmann
Bremen Zwei-Moderatorin Katrin Krämer und Jörg Hartmann Bild: Radio Bremen | Frank Jakobs

"Das hatte garantiert was damit zu tun, dass die Eltern meines Vaters – also meine Großeltern – gehörlos waren. Dass man also auf seine Gefühle hören musste und Sprache keine Rolle spielte", erklärt der Schauspieler. "Der konnte wirklich auch sofort Menschen einschätzen und wusste gleich, wie die ticken." Als der Vater dann dement wurde, wollte Jörg Hartmann seine Erinnerungen festhalten und begann, sich Notizen zu machen. "Ich bin von einem zum anderen gekommen. Aber klar: Am Schluss, wenn du dann das Ganze vor dir siehst und versuchst die Komposition stimmig zu kriegen, dann fummelt man hier und da noch mal, sodass das Ganze dieses Gesamtbild ergibt."

Die Kraft des Lärms des Lebens

In seinem Leben gab es oft viel Krach – weil so viel los war, meint Jörg Hartmann. Dabei sei dieser "Lärm des Lebens" nicht immer negativ, im Gegenteil: Er genieße auch mal den Trubel in der Familie oder beim Feiern. Das Leben sei nur selten still.  "Im Leben hängen Tragik und Komik immer zusammen. Das ist bei uns im Ruhrpott so, und in unserer Familie auch", so Hartmann. Auch wenn er dort schon lange nicht mehr wohnt – ein bisschen was ist hängengeblieben von der Heimat. Und so ist der Schauspieler und Autor auch immer noch ein Jung aus Herdecke: geradeheraus, lässig, aber ohne jede Attitüde.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 19. April 2024, 18:05 Uhr

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