Im Porträt Tanzlegende Thomas Friedrich denkt nicht ans Aufhören

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Thomas Friedrich wird für sein 200. Formationsturnier geehrt
Im Januar 2024 wurde Thomas Friedrich für sein 200. Turnier geehrt. Bild: Imago | Nordphoto

Seit 33 Jahren steht der 46-Jährige Thomas Friedrich auf dem Formationsparkett. Mehr als 200 Turniere hat er getanzt, 12 Mal hat er das Parkett für den Bremer "Grün-Gold-Club" als Weltmeister verlassen – und ist damit zu einer Bremer Tanz-Legende geworden.

Thomas Friedrich wird für sein 200. Formationsturnier geehrt

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Seit 33 Jahren steht Thomas Friedrich auf dem Formationsparkett. Mehr als 200 Turniere hat er getanzt, 12 Mal wurde er mit dem "Grün-Gold-Club" Weltmeister.

Bild: Imago | Nordphoto

Wenn er die Musik der aktuellen Choreographie der Lateinformation des Grün-Gold-Clubs hört, fängt Thomas Friedrich sofort leicht an zu wippen: "Dann hat man gleich die Schritte vor Augen, die Bewegung, alles was man so tut, schwirrt gleich durch den Kopf". Anfang des Jahres hat er sein 200. Turnier für Grün-Gold getanzt. Am Ende gab es eine rauschende Ehrung im Konfettiregen für den 46-Jährigen.

Zwölf Mal Weltmeister der Latein-Formationen

Der Grün-Gold-Club Bremen e. V. kann auf dreizehn Weltmeistertitel zurückblicken. Bei zwölf von ihnen war Thomas Friedrich dabei. "Der schwierigste war der erste Titel – das erste Mal Weltmeister zu werden", sagt Friedrich, wenn er zurückblickt. Aber auch den jüngsten Titel im Dezember 2023 in Hongkong zu holen, war nicht ohne. Die lange Anreise war strapaziös, der Jetlag klaute den dringend benötigten Schlaf. Und dann die Überraschung: Die Tanzfläche war viel kleiner als gewohnt: "Da mussten wir uns umstellen, noch zwei Mal trainieren, damit wir irgendwie klarkommen auf kleinerer Fläche."

Gerade die Highlights und Pirouetten – das war so schwer!

Thomas Friedrich über die Anfänge mit seiner jüngsten Partnerin

Friedrich tanzte mit der Jüngsten im Team. Seine Partnerin Noelia Boßmann Otero ist 18 Jahre jung und es hat ein wenig gebraucht, bis die beiden harmoniert haben. "Am Anfang war ich frustriert, wo man merkte, es wurde nicht besser, es funktionierte nicht. Gerade die Highlights und Pirouetten – das war so schwer!“ Doch irgendwann kam der Moment, wo es plötzlich lief. Heute sagt er: "Das passt trotzdem zusammen. Man muss sich darauf einlassen, sich auf die Jüngeren einzustellen – und umgekehrt sicher auch."

Thomas Friedrich wird für sein 200. Formationsturnier geehrt
Thomas Friedrich geht selbstbewusst zu den Turnieren. Bild: Imago | Nordphoto

Die meisten Jungs in der Schule fanden das immer uncool.

Thomas Friedrich über die Zeit als er noch fürs Tanzen belächelt wurde.

Thomas Friedrich tanzt seit 33 Jahren. Anfang der Neunzigerjahre schleppte seine Schwester den damals 13-Jährigen mit zum Tanzkurs, weil ihr Partner keine Zeit hatte. Der Tanzlehrer zeigte ihm ein paar Schritte und erkannte sofort, dass Talent in dem jungen Teenager steckte. "Die meisten Jungs in der Schule fanden das immer uncool. Meine Freunde sind alle durch und durch Fußballer gewesen." Schnell tanzte er sich in seinem Verein "TSC Schwarz-Silber" erst ins B-Team hoch, im dritten Jahr wechselte er bereits in das A-Team. Mit Roberto Albanese ging er in den folgenden Jahren durch dick und dünn. "Er muss die Ansagen machen – sonst funktioniere ich auch nicht", sagt Friedrich über den Erfolgstrainer von Grün-Gold.

Morgens Autos reparieren - abends Leistungssport

Drei mal drei Stunden trainiert Thomas Friedrich in der Woche. Vor Beginn einer neuen Saison zusätzlich an den Wochenenden. Die größte Herausforderung ist dabei, sich nach einem langen Arbeitsalltag noch einmal aufzuraffen und seine Energie zu mobilisieren. Denn im Alltag betreibt er mit seinem Vater eine Autowerkstatt in der Bremer Neustadt. "Das sind zwei Gegensätze – das kann man sagen." Als Kind wuselte er schon durch die Werkstatt und auch heute noch liebt er es unter der Motorhaube zu verschwinden und auf Fehlersuche zu gehen. "Ich schraub‘ so weit ich kann, an allem rum."

Man merkt schon, dass die Muskeln schneller weh tun.

Thomas Friedrich über das anstrengende Training nach einem Arbeitstag in der Werkstatt.

Die meisten Tänzer hören noch einigen Jahren auf. Friedrich, der von allen nur "Friedel" genannt wird, ist der mit Abstand Älteste auf dem Parkett der A-Formation. Seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind alle unter 30. "Man merkt schon, dass die Muskeln schneller weh tun oder man schneller erschöpft ist", schmunzelt er. Während der Corona-Pandemie hat er schon ans Aufhören gedacht. Mehrere Monate lang tanzte er überhaupt nicht. Doch gerade da merkte der 46-Jährige, was ihm das Tanzen bedeutet: "Da habe ich sehr gelitten. Da habe ich gemerkt, da fehlt mir was." Irgendwann überredeten ihn die Freunde, doch mal wieder beim Training bei Roberto Albanese reinzuschauen. Die Kondition fehlte anfangs, doch Stück für Stück tanzte er sich wieder an die Anderen heran.

Jede Meisterschaft ist ein neuer Kampf

Das Verlieren scheint "Grün-Gold" inzwischen fast verlernt zu haben: "Man geht schon mit einem gewissen Selbstbewusstsein rein und sagt: 'Das ist unser Titel – den wollen wir wiederhaben, den holen wir uns jetzt!'" Wann für ihn Schluss sein wird mit dem Leistungssport, weiß Thomas Friedrich noch nicht. "Ich hatte immer die Vorstellung, ich mache so lang ich kann, solange es geht. Und stehe Roberto so lange zur Seite wie ich kann.“ Ganz aufhören würde er wohl eh nicht, sagt er. Als Trainingspartner würde er sein Können und seine Erfahrung gerne an die kommenden Tanzgenerationen weitergeben.

buten un binnen vom 02. Januar 2024

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 7. März 2024, 18:05 Uhr

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