Was wir lesen 5 Bücher, die wir zu Weihnachten verschenken

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Von der farbenfrohen Grapic Novel bis zum Roman über Mythen aus dem Meer: Fünf Bücher, die wir zu Weihnachten verschenken. Bild: Piper Verlag/ Zwerchfell Verlag/ Kiwi Verlag/ Penguin/ Eichborn/ Collage Sabina Weinrich

Was gibt es Schöneres, als Bücher zu Weihnachten zu bekommen? Nicht viel, finden wir! Unsere Literatur-Redakteurinnen verraten, was auf ihrer Liste steht. Zum Verschenken – oder zum Selberlesen.

1 Jeff Chi: Who's the Scatman? (Graphic Novel)

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Jeff Chi: "Who's the Scatman?", Zwerchfell Verlag, 245 Seiten, 30 Euro. Bild: Zwerchfell Verlag/ Collage Sabina Weinrich

Er hatte die fünfzig bereits überschritten, als der amerikanische Jazzpianist John Paul Larkin schlagartig berühmt wurde: Als Scatman John landete er auf der Euro-Dance-Welle der neunziger Jahre einen Welthit. Dabei half ihm ausgerechnet sein Stottern: Nachdem er als Kind dafür gedemütigt und später sogar durch eine Alkoholsucht gegangen war, hat er daraus seinen unverwechselbaren Gesangsstil entwickelt. Damit wurde er zum Weltstar – mit über 20 Millionen verkauften Platten.

Diese Geschichte zeichnet der Künstler Jeff Chi nach – als mutmachende Außenseitererzählung. Farbenfroh und mit leichtem, geradezu unbekümmertem Strich kommt er dem Charakter von Scatman John auf die Spur, dessen Leben und Werk eine echte Ausnahme in der Welt des Pops darstellen. Und der bis heute ein Vorbild ist – nicht nur für Menschen, die stottern.

Warum sich das Lesen lohnt

"Who's the Scatman?" ist eine bestens recherchierte und zugleich einfühlsame Comic-Biografie, die so noch nie erzählt wurde. Ganz ohne Kitsch schafft es Jeff Chi, die manchmal tragische Geschichte von John Larkin zu erzählen, der vom Underdog zum gefeierten Popstar wurde. Und der am Ende ausgerechnet mit druckvollem Dancefloor-Pop seine zarte Message rübergebracht hat: "Du bist gut, genauso wie du bist!"

2 Honorée Fanonne Jeffers: Die Liebeslieder von W. E. B. Du Bois (Roman)

Die epische und packend geschriebene Geschichte einer Schwarzen Familie in Georgia. Hier lebten einst die Muskogee, ein indigenes Volk, das von den europäischen Siedlern rücksichtslos verdrängt wurde. Dann wurden Sklavinnen und Sklaven aus Afrika herangeschafft, um das gestohlene Land zu beackern.

Die Liebeslieder von W.E.B du Bois
Honorée Fanonne Jeffers: "Die Liebeslieder von W. E. B. Du Bois", übersetzt von Maria Hummitzsch und Gesine Schröder, Piper, 992 Seiten, 28 Euro. Bild: Piper Verlag/ Collage Sabina Weinrich

Sprung ins späte 20. Jahrhundert: Die Hauptfigur ist eine junge Frau namens Ailey. Sie hat sowohl indigene, als auch Schwarze und weiße Vorfahren. Ihre Großmutter lebt noch immer auf dem Plantagengrundstück, auf dem frühere Generationen als Sklaven gehalten wurden. Aileys Großonkel ist der erste Schwarze Historiker an einem Südstaatencollege und wurde einmal fast gelyncht. Ihr Vater war im "Black Power Movement" aktiv. Aber für Ailey ist der Kampf doppelt hart: Als Frau wird sie auch von vielen Schwarzen Männern als minderwertig betrachtet.

Warum sich das Lesen lohnt

Ein komplexes Meisterwerk, das uns ganz tief in die Schwarze amerikanische Community hineinschauen lässt: in ihren Kampf, ihre Errungenschaften, aber auch ihre Abgründe. Wer die Bücher von Toni Morrison, Alice Walker oder James Baldwin mag, wird auch diesen Roman gern lesen. 

3 Judith Holofernes: Die Träume anderer Leute (Roman)

Die Träume anderer Leute - Judith Holofernes
Judith Holofernes: "Die Träume anderer Leute", Kiepenheuer und Witsch, 416 Seiten, 24 Euro. Bild: Kiwi Verlag/ Marco Sensche/ Collage Sabina Weinrich

Als Frontfrau der Band "Wir sind Helden" war Judith Holofernes eine der erfolgreichsten deutschen Songwriterinnen und Musikerinnen. Ein Lebenstraum, der in Erfüllung ging. Doch aus dem Traum wurde ein Alptraum, als der Druck von außen – Plattenfirma, Management, Medien etc. – so groß wurde, dass sie fast daran zerbrochen ist. Sie hat noch unter Schmerzen die letzten Konzerte gegeben, bis sie körperlich und seelisch vollkommen am Ende war und gar nichts mehr ging. Im Buch erzählt sie von ihrem Leben im Erfolgsrausch, von Selbstzweifeln und der bitteren Erkenntnis, es niemals allen Recht machen zu können, von magischen Momenten der Kreativität, und vom Mut, noch einmal ganz neu anzufangen – aber dieses Mal ohne Kompromisse.

Warum sich das Lesen lohnt

Ein echtes Lebensbuch, nicht nur für Fans der Musikerin. Ehrlich, schmerzhaft, humorvoll, sehr klug und mit einer positiven Botschaft. Außerdem ist es wunderschön gestaltet.

4 Dörte Hansen: Zur See (Roman)

Dörte Hansen Zur See
Dörte Hansen: "Zur See", Penguin Verlag, 256 Seiten, 24 Euro. Bild: Penguin Verlag/ Collage Sabina Weinrich

Wenn eine Familie – wie die Sanders – seit Generationen auf einer Nordsee-Insel lebt, dann sind die Urgroßväter, Brüder, Ehemänner als Fischer oder Walfänger zur See gefahren. Viele sind nie mehr zurückgekehrt. Einige haben Dinge erlebt, über die sie nicht reden konnten. Oder der Vater ist nach monatelanger harter Arbeit auf dem Meer nach Hause gekommen und hat sich fremd gefühlt. Jens Sander ging es so. Seine Frau Hanne hat, wie die meisten Insulaner, Zimmer an Feriengäste vermietet. Und die schliefen dann eben in den Ehebetten und Wohnzimmern, während sich die Familie auf den Dachboden zurückzog. Inselkinder wie Ryckmer, Eske und Henrik Sander waren daran gewöhnt. Trotzdem hat diese Zeit bei ihnen Spuren hinterlassen. Dann wurden die Touristen immer mehr, die Inselbevölkerung wurde weitgehend verdrängt. Dörte Hansen erzählt, wie die Sanders, jeder auf seine Weise, mit der Neuordnung des Lebens zurechtkommen. Und stellt die Frage, was die Festländer eigentlich auf die Inseln treibt und welche Sehnsüchte das Meer in uns stillen soll.

Warum sich das Lesen lohnt

Ein sprachkräftiger Roman, der von Mythen des Meeres erzählt und den Menschen nahekommt, die mit dem Meer leben. Obgleich Dörte Hansen nüchtern unsere romantischen Vorstellungen vom Inseldasein seziert, schafft sie eine magische Atmosphäre.

5 Nicklas Brendborg: Quallen altern rückwärts (Sachbuch)

Quallen altern rückwärts - Niklas Brendborg
Nicklas Brendborg: "Quallen altern rückwärts. Was wir von der Natur über ein langes Leben lernen können", aus dem Dänischen von Justus Carl, 304 Seiten, 22 Euro, Eichborn Verlag. Bild: Eichborn Verlag/ Collage Sabina Weinrich

122 Jahre wurde die Französin Jeanne Calment. Sie ist der älteste Mensch, dessen Alter wissenschaftlich bestätigt werden konnte. Der Grönlandhai ist dagegen in diesem Alter noch nicht mal geschlechtsreif, bis zu 400 Jahre alt kann das Wirbeltier werden. In den Weltmeeren sind viele langlebige Kreaturen zu finden. Das älteste Lebewesen der Welt ist ein antarktischer Riesenschwamm (Forscher schätzen das Alter auf mehr als 10.000 Jahre!). Und es gibt eine Quallenart, die rückwärts altert.

Der Molekularbiologe Nicklas Brendborg beschreibt ist seinem preisgekrönten Sachbuch aber nicht nur Kuriositäten aus der Tierwelt, sondern bietet einen Einblick in die aktuelle Altersforschung. Er nimmt die Leserinnen und Leser mit in Forschungslabore, erklärt Experimente und räumt mit Mythen auf. Gibt es vielleicht doch irgendwo einen Jungbrunnen? Werden wir irgendwann ewig leben? Und ist das überhaupt erstrebenswert?

Warum sich das lesen lohnt

Niklas Brendborg schreibt unterhaltsam und auch für Laien verständlich über ein Thema, das uns alle früher oder später betreffen wird: das Altern. Im letzten Teil des Buchs fasst Brendborg zusammen, was wir tatsächlich tun können, um länger gesund zu leben.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 3. Dezember 2020, 10:10 Uhr

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Der Samstagnachmittag mit Kristin Hunfeld

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