Im Porträt Sie ist mittendrin, wenn es bei den Briten turbulent wird
Standdatum: 4. November 2022.

Die Queen ist tot, die Wirtschaft down, und die neu ernannte Premierministerin schon wieder Geschichte: In unserem Nachbarland Großbritannien geht es gerade turbulent zu. Wie meistern die Briten und Britinnen die Dauerkrise nach dem Brexit, wirklich nur mit schwarzem Humor und einem Tässchen Tee? ARD-London-Korrespondentin Gabi Biesinger weiß es.
Live-Gäste "Es hätte was werden können mit Hugh Grant" – Gabi Biesinger
Wie wird man eigentlich Korrespondentin? Gabi Biesinger hat schon sehr früh angefangen, sich für den Beruf zu interessieren. Studiert hat sie Psychologie, aber parallel dazu hat sie konsequent auf einen Einstieg in die Medienwelt hingearbeitet. Das Medieninteresse wurde ihr buchstäblich in die Wiege gelegt, erzählt Gabi Biesinger als unser Herbstgast. Anlass war ein Ereignis, das sich damals wohl kein Fernsehzuschauer auf der Welt entgehen ließ: Die erste Mondlandung im Jahr 1969. Die kleine Gabi war acht Wochen alt. "Mein Vater hat mich aus der Wiege genommen und mich vor den Fernseher gehalten", lacht sie. "Er wollte, dass ich später immer sagen könnte: 'Ich habe das gesehen, ich habe das miterlebt.'"
Das möchte ich später auch mal machen!
Gabi Biesinger über ihre damalige Lieblingsdoku "Bilder aus Amerika"
Besser kann sie sich allerdings an eine Fernsehsendung erinnern, die in ihren Teenager-Jahren ausgestrahlt wurde: Hanns-Joachim Friedrichs und Dieter Kronzucker präsentierten "Bilder aus Amerika". Gabi Biesinger ließ sich keine Folge entgehen. "Das möchte ich später auch mal machen", sagte sie sich damals. Und nun macht sie es tatsächlich, und schon eine ganze Weile. Freie Journalistin, Reporterin, Redakteurin, Referentin des Hörfunkdirektors, zweite Chefredakteurin, Auslandskorrespondentin – das sind Stationen ihrer Laufbahn.
Brexit-Nachwehen und Tod der Königin
Ihre erste Korrespondentinnen-Zeit in England war geprägt vom Brexit-Referendum. Es folgte eine Tätigkeit in Washington, während der Präsidentschaft von Donald Trump. Und nun arbeitet sie seit dem Sommer 2021 wieder in London, wo bekanntlich gerade eine Menge los ist. Das traurige Ereignis am Hof oder das endlose Hickhack im Parlament – für die Journalistin ist so etwas immer eine spannende Herausforderung.
Rishi ist doppelt so reich wie der König!
Gabi Biesinger über den neuen Premierminister und King Charles
Und neben der Fleißarbeit, neben der professionellen Sachlichkeit bleibt ihr dann immer noch Zeit für ein bisschen eigenes Spekulieren und Schmunzeln: Was mag König Charles wohl dem neuen Premier Rishi Sunak bei dessen Ernennung gesagt haben? Sie hat da so ihre eigene Vorstellung: "Also erst mal sind sich da ja zwei Männer auf Augenhöhe begegnet. Na ja, Rishi ist doppelt so reich wie der König, aber immerhin, beide haben genug auf der hohen Kante. Und ich nehme an, Charles hat ihm sowas gesagt wie: 'Es wäre ganz schön, wenn Sie ein bisschen länger bleiben würden. Wenn Sie ein bisschen Ruhe in den Laden bringen würden. Und wenn Sie nicht die Wirtschaft ruinieren würden.'"
Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Großbritannien ächzt unter den Brexit-Folgen, Mangelwirtschaft, Armut, Obdachlosigkeit, Ärztemangel. Nicht zu vergessen das Regierungschaos, immer wieder ein gefundenes Fressen für die bissige britische Presse. Eine Zeitung bildete kürzlich die kurzzeitige Regierungschefin Liz Truss ab, daneben einen Salatkopf, und fragte "Wer hält sich länger?" Das ist schon ziemlich unbarmherzig, sagt Gabi Biesinger. Aber lachen musste sie doch.
Mit Hugh Grant hätte es was werden können
Beim Humor kann die Korrespondentin durchaus mithalten. Etwas zum Lachen findet sich für sie immer. Gabi Biesinger steckt voller heiterer Anekdoten, die ihren Lebensweg nachzeichnen: Wie ihre Lehrerin ("Fräulein Schröder") in ihr die Liebe zur englischen Sprache weckte. Wie sie vor einigen Jahren bei einer Weihnachtsparty in London unerwartet Helena Bonham Carter und Hugh Grant kennenlernte.
Ich würde mir wünschen, das jetzt mal eine Konsolidierungsphase kommt.
Gabi Biesingers Wünsche für Großbritannien
Man merkt, dass sie sich manchmal – gerade mit Blick auf das gebeutelte Großbritannien – nach erfreulicheren Nachrichten sehnt: "Ich würde mir wünschen, das jetzt mal eine Konsolidierungsphase kommt. Dass wir nicht so viele Regierungswechsel haben. (...) Dass der König recht lange lebt. Und dass wir auch mal wieder Zeit haben, ins Land rauszufahren und einfach schöne Geschichten zu erzählen."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 4. November 2022, 18:05 Uhr