Sounds in concert: Gil Scott-Heron
RB-Mitschnitt vom 10. April 1983 in der Schauburg, Bremen
Die Bürgerrechtsbewegung und der Freiheitskampf der afro-amerikanischen Bevölkerung der USA hat einige beeindruckende Protesthymnen hervorgebracht und der Song "The revolution will not be televised" von Gil Scott-Heron ist einer der markantesten. Kritik an Massenmedien und gleichzeitig Aufruf sich aus der eigenen Ohnmacht und Passivität zu lösen. Das musikalische Schaffen von Scott-Heron ist aber größer als nur dieser eine Song, wie er am 11. April in der Bremer Schauburg gezeigt hat. Ein in vielerlei Hinsicht besonderes Konzert, das Bremen Zwei anlässlich des 40. Jubiläums noch einmal ausstrahlt.
So sehr Gil Scott-Heron ein politischer und aktivistischer Musiker und Dichter war, so sehr war er auch ein talentierter Entertainer und Bühnenmensch. Als er vor 40 Jahren zusammen mit seiner Band The Amnesia Express auf die Bühne der Schauburg kommt, wird er mit einer begeisterten Applaus-Welle begrüßt und hat eine besondere Vorstellung fürs Bremer Publikum im Köcher.
Für alle die mich nicht kennen: Ich bin Miles Davis.
Gil Scott-Heron
Erste Lacher, ein gelungener Anfang und eine Richtigstellung seiner Identität läuten dann ein in all seinen Facetten besonderes Konzert ein. Gil Scott-Heron ist nicht nur Sänger, sondern eben auch Poet gewesen. Untermalt vom E-Piano macht er lange gesprochene Ansagen voller Geschichten über Politik, die Entstehung von Songs oder die Hintergründe seiner Band und wechselt ansatzlos in Gesang, warm, ergreifend, packend und einzigartig.
Unterwegs war er mit seiner eigentlich achtköpfigen Band The Amnesia Express. Für den Abend mussten Gil Scott-Heron und seine Band allerdings ziemlich improvisieren, denn ihr Bassist war bei der Anreise aus England auf mysteriöse Art verloren gegangen. Ihr eigentlicher Gitarrist Ed Brady musste so zum Bass wechseln, einen neuer Gitarrist war aber nicht mehr aufzutreiben. Ein Umstand, den Scott-Heron auch mit spitzer Zunge während des Konzerts kommentiert:
"Heute Abend am Bass… unser Gitarrist. Jetzt fragt ihr euch warum unser Gitarrist Bass spielt und nicht unser Bassist. Eine lange Geschichte. Um es kurz zu machen...
Wir wissen nicht was mit unserem Bassisten passiert ist.
Gil Scott-Heron
Wir haben gestern Abend noch alle zusammen glücklich in London gespielt – und dann war Stille. Nein, ich sag euch was passiert ist: Er hat das Flugzeug verpasst. Tja. Also bitte einen großen Applaus für unseren Gitarristen am Bass: Ed Brady."
Eine witzige Geschichte, wodurch aber natürlich der Groove der Band ein anderer war. Es fehlten die funkigen Gitarrenakkorde, ein ganzes Harmonie- und Soloinstrument fiel weg und auch wenn Ed Brady einen guten Job gemacht hat – ein Bassist war er nicht. Und dennoch ist es ein hörenswerter, weil eben so besonderer Auftritt geworden. Gil Scott-Heron ist ein Zeremonienmeister, der sich von kleinen Hindernissen nicht die große Show stehlen lässt. Kurze Zeit nach dem Konzert zog sich Scott-Heron zudem für eine gewisse Zeit aus dem Musikgeschäft zurück, nachdem er 1985 von seiner Plattenfirma entlassen wurde. 40 Jahre später immer noch so aktuell wie damals im Frühling des Jahres 1983, als Gil Scott-Heron das Bremer Publikum in den Bann zog.
RB-Mitschnitt vom 10. April 1983 in der Schauburg, Bremen