Die Morgenandacht Über ein Wunder und eine Bahre

Alexander Rolfes
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Die Morgenandacht Über ein Wunder und eine Bahre

"Nimm Dein ganzes Leben an, auch die gefühlten Brüche, Schmerzen und Gebrechen": Das ist für Alexander Rolfes eine kraftvolle Botschaft.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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"Nimm Dein ganzes Leben an, auch die gefühlten Brüche, Schmerzen und Gebrechen": Das ist für Alexander Rolfes eine kraftvolle Botschaft.

In der Bibel gibt es eine Vielzahl von sogenannten Wundern. Ein Wunder wird definiert als ein Ereignis, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann. Es geschieht also etwas Erstaunliches und Außergewöhnliches. Jesus von Nazareth fiel neben seiner beeindruckenden Lehre auch durch diese Wundertätigkeiten auf. Immer wieder heißt es in den Evangelien, dass Lahme und Kranke zu ihm gebracht und durch ihn geheilt wurden.

Eine dieser Erzählungen steht im fünften Kapitel des Johannesevangeliums. Dort wird berichtet, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem einen gelähmten Mann in der Nähe eines Teichs entdeckt, der bereits seit 38 Jahren sein Leiden mit sich herumträgt. Mehr als die Hälfte seines Lebens also. Jesus fragt diesen Mann, ob er gesund werden wolle. Dieser kann sich eine Heilung natürlich gar nicht vorstellen und zählt etwas unbeholfen die Gründe auf, warum seine Situation doch im Grunde aussichtslos sei.

Wieder ist es Jesus, der ihm daraufhin sagt: "Nimm Deine Bahre und geh'!" Sogleich geschieht dieses Wunder und der Mann, so berichtet die Erzählung, kann umhergehen und ist von seiner Krankheit geheilt. Aber mehr noch, er tut exakt das, was Jesus ihm gesagt hat: Er nimmt seine Bahre und geht weg. Ist das nicht ungewöhnlich? Versetzen wir uns doch einmal in die Situation des Gelähmten. Da wird ihm eine unfassbare Gnade erwiesen. Er ist geheilt und kann gehen. Sein Körper ist heil – was müsste ihn seine Bahre, auf die er sein ganzes Leben lang angewiesen war, noch interessieren?

Hier lohnt sich der tiefere Blick auf das Wunder. Jesus richtet diesen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes auf. Aber er wertet das nun vergangene Leben des Kranken nicht ab! Seine Geschichte, symbolisiert durch die Bahre, gehört nach wie vor zu ihm. Sie hat ihn zu dem Menschen gemacht, der er nun ist. "Nimm Deine Bahre und geh'", das heißt für mich übersetzt: Nimm Dein ganzes Leben an, auch die gefühlten Brüche, Schmerzen und Gebrechen. Sie werten dich nicht ab und im Annehmen-Können dieser Situation erfahre ich Heilung durch Akzeptanz.

Für mich ist dies in diesen österlichen Tagen eine sehr kraftvolle Botschaft. Sich zu versöhnen mit dem, was im Leben schiefläuft oder sich so anfühlt. Für Gott gibt es keine Lähmung, kein Unheil, dass uns von ihm abhalten könnte. Und machen wir uns das bewusst, dann spricht er auch in unsere Lebensumstände hinein: Geh', nimm Deine ganze Geschichte an, und geh'!


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Die Nacht

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