Die Morgenandacht Innehalten

Ulrike Bänsch
Ulrike Bänsch

Die Morgenandacht Innehalten

Manchmal rast die Zeit vorbei, und manchmal schleichen die Minuten wie Stunden voran. Zeit ist relativ. Aber was fangen wir an mit der Zeit, die uns geschenkt wird. Was ist wesentlich, fragt Ulrike Bänsch?

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Manchmal rast die Zeit vorbei, und manchmal schleichen die Minuten wie Stunden voran. Zeit ist relativ. Aber was fangen wir an mit der Zeit, die uns geschenkt wird. Was ist wesentlich?

Die Zeit tickt wie ein Uhrwerk. Der Alltag läuft im Gleichklang. Es gibt keine besonderen Höhen und keine besonderen Tiefen. Der Regen prasselt auf die Straße. Es hat viel geregnet in der letzten Zeit. Die Dinge müssen abgearbeitet werden. Sie funktioniert und versucht ihren Aufgaben nachzukommen. Sie rennt immer weiter, aber wohin eigentlich? 
Manchmal gibt es diese kurzen Augenblicke, in denen sie innehält und sich fragt: was mache ich hier? Was ist der Sinn? Minuten sind das oft nur. Dann muss sie los. Die Stapel arbeiten sich nicht von selbst ab. Es gibt die Momente, in denen sie an die Freundin denkt, die schon lange auf einen Anruf wartet. Sie denkt an ihren alten Vater, dem sie versprochen hat beim Aufräumen des Kellers zu helfen und an den Kinofilm, der bald aus dem Programm genommen wird. Sie wollte ihn eigentlich mit ihrer Tochter anschauen.

Die Zeit tickt wie ein Uhrwerk. Und wo ist Gott in dem ganzen Gerenne? Hat sie den etwa auch aus dem Blick verloren? An einem Sonntag meldet Gott sich zurück. Sie sitzt in der Kirche. Der Organist spielt ein vertrautes Vorspiel. Die Gemeinde stimmt den ersten Choral an. Plötzlich ist dieser leuchtende Funke in ihr wie aus dem Nichts. Es fühlt sich an wie nach Hause kommen, durchatmen und innehalten, für einen unerklärlichen Moment. Leichtigkeit breitet sich in ihr aus. Sie muss lächeln.

Später wird sie zum Telefon greifen und die Freundin anrufen. Sie wird sich mit ihrem Vater verabreden und die Kinokarten besorgen. Beim Blick in den Garten sieht sie die ersten Krokusse leuchten. Die Zeit tickt wie ein Uhrwerk.

Manchmal ist es Zeit, einen Moment innezuhalten und herauszuspringen, damit du vor lauter Gerenne nicht das Wesentliche übersiehst, denkt sie. Ein alter Vers aus dem siebzehnten Jahrhundert kommt ihr in den Sinn: Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen. Mein sind die Jahre nicht, die etwas mögen kommen. Nur der Augenblick ist mein und nehme ich den in Acht, so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht.

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  • Ulrike Bänsch

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