Die Morgenandacht Menschenwürde und Geschwisterlichkeit
Stand: 5. November 2023.
Die Morgenandacht Menschenwürde und Geschwisterlichkeit
Informationen zum Audio
- Verfügbar bis: 4. November 2025 Informationen zur Verweildauer
"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." Ein programmatischer Satz! Ein Aufruf, der mit Blick auf die aktuellen Kriege – heute – von allen Kirchen – zu erinnern wäre. Ausgesprochen wurde er vor 75 Jahren in Amsterdam bei der Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, kurz ÖRK oder Weltkirchenrat. Diese Kirchenversammlung votierte für die grundsätzliche Ablehnung des Krieges: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." Diese Überzeugung teile ich voll. Und ich möchte sagen, warum.
Das Herzstück der biblischen Botschaft ist die Entdeckung, dass Gott ein die Menschen wirklich liebender Gott ist. Die Bibel spricht bereits in ihrem ersten Kapitel von der gottgegebenen Würde jedes Menschen – überall auf der Welt. Diese Bibel verdankt das Christentum in ihrem größeren hebräischen Teil dem Judentum und teilt diesen mit ihm.
Gott schuf den Menschen als sein Abbild, als sein Ebenbild. Damit ist gesagt: Jedes Leben ist ein einmaliges Gottesgeschenk. Diese Überzeugung beinhaltet den Zuspruch der Würde. Darin liegt der Grund zu sagen: "Krieg soll (ja darf) nach Gottes Willen nicht sein!" Denn Krieg ist immer Verletzung der Menschenwürde, bedeutet immer Tod, Zerstörung, Brutalität, Verbrechen, Mord und über Generationen hinweg wirkende Traumatisierung von Menschen und Völkern. Dieser Zuspruch der Würde eines jeden Menschen beinhaltet den Anspruch, Konflikte nicht durch Gewalt und Krieg zu lösen zu suchen – und ist letztlich die Aufgabe, sich einer Kultur der aktiven Gewaltfreiheit und der Suche nach einem Gerechten Frieden zu verschreiben.
Der weitere Gedanke in der Schöpfungsgeschichte (vgl. Genesis 1 und 2) besagt: Gott hat die Menschheit aus einem Menschenpaar hervorgehen lassen. Damit ist keine biologische Abstammungsvorstellung gemeint. Hier wird ausgesagt: Alle Menschen sind Schwestern und Brüder – unabhängig von Herkunft, Bildung, Volk, Nation, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit. Die Menschheit als eine Völkerfamilie verstanden: das ist nach biblischem Verständnis ihr Schicksal und ihre Zukunft.
Der Gedanke des Stammelternpaares stellt Christinnen und Christen vor die Aufgabe, die Geschwisterlichkeit aller Menschen auf dieser Erde lebendig zu halten. Wir haben an diese universale Perspektive zu erinnern, an dieses völkerverbindende Potential in unserer Ur-Kunde, an den stetigen Einsatz für weltweiten Frieden und ein Mehr an Gerechtigkeit. Deshalb stimme ich dem Satz zu: "Krieg soll (und darf) nach Gottes Willen nicht sein!" Und setze auf ein Christentum, das überzeugt, weil es Frieden und Gerechtigkeit fördert.