Auf der Bühne Eine mörderische Oper: Die "Krönung der Poppea"

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Krönung der Poppea: Marie Smolka als Poppea wird gekrönt
Poppea wird gekrönt, Szene aus Monteverdis Oper am Theater Bremen Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Monteverdis Oper "Die Krönung der Poppea" ist rund 400 Jahre alt, aber hochaktuell, denn es ist ein rücksichtsloses Spiel um Macht, Sex und Liebe. Jetzt live zu erleben am Theater Bremen.

Worum geht es?

Monteverdi schaut auf eine Zeit, die nicht seine eigene war. "Die Krönung der Poppea" spielt im antiken Rom. Die zentralen Figuren sind der römische Kaiser Nero und seine Geliebte Poppea. Besonders ist, dass Monteverdi hier keinen mythologischen Stoff verwendet hat, sondern reale Personen. Nero gilt als einer der brutalsten Herrscher überhaupt: Er ließ seine Mutter ermorden, soll der Legende nach Rom angezündet haben und war grundlegend skrupellos und machtgierig. Genauso wird er in der Oper gezeigt. Eine Schwäche hat er für die genauso machtbesessene Poppea. Ihr kommt das sehr gelegen, denn sie will unbedingt Kaiserin werden. Alle, die sich den beiden in den Weg stellen, werden früher oder später ums Leben gebracht. Das gilt auch für Menschen, die ihnen eigentlich nahestehen. Neros Lehrer, der Philosoph Seneca, wird von ihm in den Selbstmord getrieben.

Was gab es zu sehen und zu hören?

Statt im Orchestergraben saßen alle Musikerinnen und Musiker sowie der Dirigent Christoph Spering rechts und links auf der Bühne. Spering geht von der originalen Instrumentierung der Oper aus, sagt er, also von einer recht kleinen Besetzung. Zwei Cembali standen an den Seiten und zwei Theorben waren sehr präsent. Ansonsten war die Bühne sehr offen gehalten. Die Kombination aus schwarzen Vorhängen im Hintergrund, großen palmenartigen Pflanzen und einem runden Vollmond wirkte wie ein Platz oder Park im Spätsommer. Hier spielt sich ganz öffentlich die gesamte Handlung ab. Bis zur Krönung von Poppea am Schluss.

Krönung der Poppea: Marie Smolka mit Chor im Hintergrund
Marie Smolka als Poppea samt Chor im Hintergrund Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg


Die brutale Erzählung wurde musikalisch ganz unterschiedlich umgesetzt. Besonders spannend waren Momente, in denen die Musik im totalen Kontrast zur Handlung stand. Das hat umso deutlicher gemacht, wie beiläufig die Morde passieren. In einer Szene singen Nero und Poppea über ihre Liebe zueinander und spielen Tauziehen mit einer Strumpfhose, die Poppea vorher ausgezogen hat. Diese Strumpfhose ist nun um den Hals von einem Mann gewickelt und die beiden zerren so lange daran, bis er erstickt. Die ausgeschmückte, wunderschöne Musik wirkt in diesem Zusammenhang grotesk.

Wer sollte die Inszenierung nicht verpassen?

Der italienische Komponist Claudio Monteverdi hat das Musiktheater zwar streng genommen nicht erfunden, aber er war sehr nah dran und gilt in der Musikgeschichte für viele als der Vater der Oper. Sein "L’Orfeo" von 1607 war wegweisend für diese Gattung und Monteverdi ist drangeblieben: "Die Krönung der Poppea" von 1642 ist sein letztes Musiktheater überhaupt. Am Theater Bremen kann man diese fast 400 Jahre alte Oper live erleben und dabei eine besondere Erfahrung machen, denn die Rolle des Nero spielt die Mezzosopranistin Ulrike Mayer. Die Regisseurin Tatjana Gürbaca hat zu der Besetzung gesagt, dass das Geschlecht einfach keine Rolle spiele. Nero steht im Zentrum der Macht. Darauf kommt es ihr an und das Geschlecht bleibt ganz bewusst im Ungewissen.

Was sagt unsere Kritikerin?

Eine der ältesten Opern der Musikgeschichte live zu erleben, ist etwas Besonderes. Gerade in der Oper wird oft versucht, die Handlung und damit auch die Musik in unsere Zeit zu transportieren und zu schauen, was uns die Charaktere erzählen können oder wo sie uns ähnlich sind. Es ist spannend zu sehen, dass sich Monteverdi mit ganz ähnlichen Themen beschäftigt hat, wie wir als Gesellschaft heute auch. Marie Smolka ist eine durchweg sehr überzeugende Poppea. Zusammen mit der Mezzosopranistin Ulrike Mayer als Kaiser Nero waren zwei weibliche Stimmen zu hören. Für mich hat das gut harmoniert. Schauspielerisch hätte ich mir von Ulrike Mayer als Nero noch ein bisschen mehr "Wahnsinn" in der Rolle gewünscht.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 19. Juni 2023, 07:45 Uhr

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