Die Morgenandacht War früher alles besser?

Wolkenhimmel, dahinter Lichtstrahl

Die Morgenandacht War früher alles besser?

War früher alles besser? An Gott glauben, heißt, sich etwas kindliches Urvertrauen zu bewahren oder es wieder zu finden, meint Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding.

Bild: Pixabay

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War früher alles besser? An Gott glauben, heißt, sich etwas kindliches Urvertrauen zu bewahren oder es wieder zu finden, meint Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding.

Wann wird es wieder so, wie es nie war. So heißt ein wunderbares Buch von Joachim Meyerhoff, inzwischen ist es auch verfilmt. Vielleicht hat es ja die eine oder der andere von Ihnen gelesen oder gesehen.
Als Sohn eines Direktors einer großen Psychiatrie wird der junge Joachim mitten auf dem Gelände der Anstalt groß. Und die Bewohnerinnen und Bewohnern mit ihren speziellen Eigenschaften, kleinen und großen Ticks und Gewohnheiten gehören quasi zur Familie. Mit viel Humor und Liebe wird alles erzählt, reichlich Wehmut schwingt mit und eine gewisse Nostalgie. Mir hat es sehr gefallen.
Verklärung der Vergangenheit ist überall immer wieder präsent. Kleine und große Anekdoten und so einige Bilder, Reels und Memes finden sich sogar bei Instagram und Co.
Dabei weiß ich doch eigentlich ganz genau, dass die Vergangenheit nicht annähernd so schön, so friedlich, so gut war, wie ich sie jetzt betrachte. In meinem Gedächtnis habe ich wohl einiges verklärt und vergoldet oder sozusagen mit Filter gespeichert.
Auch Christentum und Kirchen sind nicht frei von verklärtem Gedankengut. Früher, ja früher war alles besser. Da waren die Kirchen voll. Heute ist nicht mehr viel los mit Christentum und Glauben. Als ich noch ein Kind war, da war die Sache klar: Gott wohnt im Himmel und passt auf uns Menschen auf.
Als ich größer wurde, kamen immer mehr Fragen dazu: Wie kann man denn übers Wasser gehen, Brote vermehren oder Tote zum Leben erwecken? Wie soll das alles gehen? Kann ich das noch glauben? Jetzt, wo ich erwachsen bin.
Auch die christliche Urgemeinde ist in Teilen die Sehnsucht nach einer perfekten Anfangszeit. Eine naive Träumerei. Natürlich war sich auch schon die erste Christenheit nicht einig. Gerade Paulus zeugt davon in seinen Schriften, wie viel Streit und Parteienzwist es auch schon in den ersten Gemeinden gab. Wie viel Irrtum und wie viel Abweichung. Auch damals gab es schon Arme und Reiche, Kaufleute und Bettler, Müßiggänger und prekär Beschäftigte, damals Sklaven genannt.
Auch bei den Jüngern und Aposteln kann ich nicht so viel großen Glauben erkennen, im Gegenteil: Immer wieder schimpft Jesus mit seinen Jüngern, nennt sie furchtsam und kleingläubig. Mach dich nicht kleiner als du bist, sagt Jesus. Doch, du kannst das!
Du kannst etwas bewegen in deinem Leben, ein bisschen Glaube nur und du schaffst das Allergrößte: Du kannst über deinen eigenen Schatten springen und in die Zukunft gehen statt in die Vergangenheit zu träumen.
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…, hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt, als die ihn fragten, wer der Größte ist im Himmelreich. An Gott glauben, heißt, sich etwas von dem kindlichen Urvertrauen zu bewahren. Oder es wieder zu finden. Das Gefühl und die Gewissheit, dass, auch wenn ich nicht allen Fragen und Antworten kenne, ich doch darauf vertrauen kann, dass ich ein Kind Gottes bin. Und so mit der Vergangenheit im Rücken in die Zukunft gehen.

Autor/Autorin

  • Ingo Wilberding

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