Die Morgenandacht Wenn wir zuviel wollen

Ingo Wilberding
Ingo Wilberding

Die Morgenandacht Wenn wir zuviel wollen

Umkehr, Ruhe, Stille und Vertrauen: Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding hält genau diese Eigenschaften geeignet für einen Tag in der Fastenzeit.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Umkehr, Ruhe, Stille und Vertrauen: Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding hält genau diese Eigenschaften geeignet für einen Tag in der Fastenzeit.

Manchmal will ich einfach zu viel. Was folgt, ist: Hektik, Zeitdruck, Angespanntheit, das Gefühl, überall gebraucht zu werden und überall seinen Senf dazugeben zu müssen. Und in all das spricht der Prophet Jesaja hinein: "Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft." Umkehr, Ruhe, Stille und Vertrauen. Was wäre passender für einen Tag in der Fastenzeit?

Zuerst: die Umkehr: Es geht darum, aus der Spirale des Immer-mehr-Wollens auszubrechen. "Kehret um und ihr werdet leben", das ist die Botschaft der Propheten. Und umkehren heißt für sie: Sich abwenden von schuldhaftem Verhalten, sich Abwenden von der Welt des Hortens und Konsumierens, wo immer mehr Menschen auf der Strecke bleiben. Und den Blick auf Gott richten. Was willst du, das ich tun soll? Was ist heute für mich dran? Wo kann ich verzichten, worauf will ich mich konzentrieren? Und was will ich lassen, auch wenn es schön wäre, um das wichtige Ziel nicht zu versäumen?

Zweitens: die Ruhe: In der Ruhe liegt die Kraft. Was für ein Satz! Bestimmte Menschen fallen mir ein, die das ausstrahlen. In der Ruhe liegt die Kraft. Sich dem Augenblick, den eigenen Gedanken, den Widerfahrnissen des Lebens so stellen, wie sie kommen, auf das eingehen, was vor mir ist, in der Gegenwart sein, nicht überall gleichzeitig, sondern an einem Punkt, an einem Ort. Das Wichtigste ist immer genau das, was ich jetzt tue. Der wichtigste Mensch ist der Mensch, der gerade vor mir steht.

Drittens: die Stille: Der permanenten Reizüberflutung, der ich mich durch die Medien, auch die sozialen, aussetze, da wo ich kann ganz bewusst entziehen. Die Stille ertragen, das Nichts aushalten. Und die Stille ist der Ort, wo sich Gott uns mitteilen kann. Wenn ich die Stille zulasse, dann erfahre ich, dass Ruhe und Stille nicht leer sind, sondern dass wir in ihnen dem Himmel nahe sind, dann erfahren wir, wie uns Gott in unserem Leben unmittelbar liebend umfängt.

Und daraus entsteht eine ganz wertvolle Gabe, das Vertrauen: Vertrauen, dass dieser Gott mich hält. Vertrauen heißt loslassen können. Das heißt nicht, die Hände in den Schoß legen, ganz im Gegenteil: Ich entdecke meine Fähigkeiten und Begabungen, wer ich im Innersten tatsächlich bin und sein kann. Und wer das findet und sich vertrauend darauf einlässt und es zu seinem Lebensinhalt macht, der wird so reich beschenkt, dass alles Prestige und äußere Anerkennung daneben verblassen.
Umkehr, Ruhe, Stille, Vertrauen. Zumindest einen Versuch ist es wert.


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  • Ingo Wilberding

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