Die Morgenandacht Ostern – nicht zu begreifen

Alexander Rolfes
Alexander Rolfes

Die Morgenandacht Ostern – nicht zu begreifen

Wir können Gott nicht festhalten, sagt der Theologe Alexander Rolfes. Aber im Suchen nach ihm können wir eine Ahnung von ihm bekommen.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

Informationen zum Audio

Es ist wichtig, empfindsam für das Leid anderer zu sein, sagt Klaus Hagedorn. Das entspreche der Einheit der von Jesus verkündeten Gottes- und Nächstenliebe.

Jahr für Jahr feiern wir Ostern. Ich auch. Es ist mir wichtig, dies zu tun. Und Jahr um Jahr stelle ich fest, dass ich dieses Fest immer weniger verstehen kann. Ist das nicht paradox? Obwohl die Fastenzeit, die Karwoche und eben Ostern quasi alle Jahre wiederkehren und durch-gefeiert werden, müssten sie dann nicht auch routinierter begriffen werden? Ich entferne mich eher davon... Und vielleicht soll das genauso sein. Schauen wir noch einmal genauer hin: Die biblischen Texte der Passion, angefangen mit Jesu Einzug in Jerusalem, dem letzten Abendmahl mit seinen Jüngern, sein Gebet im Garten Gethsemane, der Verrat durch Judas, die Auslieferung an Pilatus, die Folter und Kreuzigung – all das wird in ansteigender Spannung aufgebaut. Wie ein Drama, das auf einen Höhepunkt hinausläuft.

Müssten die österlichen Berichte dann nicht an triumphalen Bildern und Höhepunkten überquellen? Genau das geschieht aber nicht! An Ostern gibt es nur ein zentrales Bild, in dem die überlieferten Evangelien übereinstimmen: Das Bild vom leeren Grab. Mehr nicht. Und auf diesem Grab alleine soll unser Glaube an die Auferstehung gründen? In den letzten Jahren ist die mir die Geschichte der Emmaus-Jünger immer wichtiger geworden. Mir ist aufgefallen, dass ich die Geschichte immer schon mit dem Wissen, dass es Jesus ist, der sich den beiden auf dem Weg nähert, gelesen habe. Wie bei einem spannenden Film, dessen Ende ich schon kannte, es aber trotzdem unterhaltsam fand.

Aber so geht etwas Entscheidendes verloren. Eine Haltung, aus der das leere Grab eine andere Perspektive erhält. Für die beiden Jünger ist alles aus. Alles, worauf sie ihre Hoffnungen gesetzt haben, eben auf Jesus, ist gescheitert. Sie stehen vor dem Trümmerhaufen ihres Lebens. Und in dieser Verzweiflung wollen sie nur noch weg aus Jerusalem. Weg von den schmerzhaften Erinnerungen. Auf dem Weg nach Emmaus kommt ein für Sie noch Fremder dazu, der zunächst zuhört und ihnen eine andere Perspektive auf das, was geschehen ist, gibt. Am Ende erkennen Sie in ihm Jesus und sofort ist dieser wieder verschwunden. Ein flüchtiger Moment. Gott hat sich ereignet. Ist passiert. Und wir können ihn nicht festhalten oder über ihn verfügen. Aber im Suchen nach ihm, in Gesprächen mit anderen über ihn, kann es geschehen, dass wir eine Ahnung von ihm bekommen. Das sind Momente großen Glücks und tiefer Zufriedenheit. Wenn auch nur flüchtig.

Das leere Grab ist daher tatsächlich für mich das stimmigste Bild zu Ostern: Eben nicht zu be-greifen und verstehen. Aber zu erfahren. Dann, wenn er sich plötzlich ereignet. Und zwar immer – und darauf ist Verlass – ganz anders als von uns erwartet.

Autor/Autorin

  • Alexander Rolfes

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Die Nacht

Die Nacht

Jetzt läuft:

Ashley Hicklin City Lights
  • Jetzt läuft:

    Ashley Hicklin City Lights