Auf der Bühne Cihan Acars Roman "Hawaii" funktioniert bestens auf der Bühne

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Szenenbild des Theaterstücks "Hawai" am Theater Bremen
Szene aus "Hawaii": aufgeheizte Stimmung im tristen Stadtteil. Bild: Jörg Landsberg

Am Theater Bremen wurde die letzte Premiere dieser Spielzeit gezeigt: Der Roman "Hawaii" von Cihan Acar von 2021 wurde von der Regisseurin Berfin Orman im kleinen Haus in Szene gesetzt.

Worum geht es in der Romanvorlage?

Szenenbild des Theaterstücks "Hawai" am Theater Bremen
Das Stück "Hawaii" beeindruckt auch durch seine Tanzszenen. Bild: Jörg Landsberg

"Hawaii" handelt von Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus auf der einen Seite sowie von Identitäts- und Integrationsproblemen auf der anderen. Die Hauptfigur ist Kemal, ein junger Profi-Fußballer und Sohn türkischer Einwanderer. Er ist in Heilbronn in einem Stadtviertel mit hohem Ausländer- und Migrantenanteil aufgewachsen, das von den Heilbronnern ironisch "Hawaii" genannt wird. Kemal spielt in der türkischen Erstliga. Er kann sich sogar ein Edel-Auto der Marke Jaguar leisten. Allerdings endet seine Karriere abrupt, als er sich bei einem illegalen Autorennen verletzt. Nun versucht Kemal, bei seiner alten Community wieder Anschluss zu finden: bei seinen Kumpels, seinen Eltern, seiner Ex-Freundin. Doch Kemal hat sich verändert, die anderen auch und sogar die Stadt. Es ist Sommer, aber nicht nur deshalb geht es in Heilbronn heiß her, denn Rechtsextreme und extremistische Migranten liefern sich brutale Straßenschlachten.

Wie setzt die Bremer Inszenierung die Romanvorlage um?

Berfin Ormans Inszenierung greift Schlüsselszenen auf und setzt sie sehr abwechslungsreich um. Das Stück ist temporeich und schwungvoll. Es wird nicht nur Fußball gespielt, sondern gerappt, getanzt, gezockt und geprügelt. Besonders originell wird der Autounfall als tänzerische Choreografie dargestellt. Insgesamt wirken sieben Tänzer mit. Dazu kommen sechs Schauspielende, die in mehreren Rollen agieren: als Freunde, Nachbarn oder Eltern, Ex-freundin, Kneipenwirtin oder Neonazi. Entsprechend gibt es ständige Ortswechsel: Mal geht Kemal in den Club, mal ins Wettbüro, aufs Volksfest oder zum Freitagsgebet.

Wie sieht das Bühnenbild aus?

Szenenbild des Theaterstücks "Hawai" am Theater Bremen
Für "Hawaii" hat Sirin Özdin eine triste Stadtlandschaft entworfen. Bild: Jörg Landsberg

Das Bühnenbild ist reduziert auf ein paar betongraue Wände und wenige Requisiten: Auf der Bühne stehen gestapelte Holzpaletten und ein Tisch mit drei Stühlen. Insgesamt hat Bühnenbildnerin Sirin Özdin eine triste Stadtlandschaft entworfen, mit etwas Graffiti und einer Palme, die ironisch auf Hawaii verweist. Dazu sieht man einen Müllcontainer, der in der Straßenkampfszene tatsächlich in Brand gerät.

Was sagt die Kritikerin?

Es war auffallend viel junges Publikum im kleinen Haus. Der Grund mag sein, dass das Thema Identitätssuche jüngeren Menschen besonders nahegeht. Aber auch ich habe mich für die Identitätskrise der Hauptfigur interessiert. Das lag sicher auch an Ruben Sabel, der Kemal sehr überzeugend spielt. Die Figur ist ein bisschen verpeilt und sehr verletzlich. Ab der nächsten Saison gehört Sabel fest zum Schauspielensemble des Theater Bremen. Das gesamte Team auf der Bühne hat aber toll gespielt und getanzt. Die Gags der Romanvorlage wurden gut herausgearbeitet, manche Stellen auch ironisiert, wenn beispielsweise Kemal und Sina in die Balkonszene von Romeo und Julia versetzt werden. Andererseits gibt die Regisseurin Berfin Orman auch den leisen Momenten Raum. Das waren insgesamt zwei sehr kurzweilige Theaterstunden.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 14. Juni 2024, 10:10 Uhr

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